heute in bremen: „Lesen ist ein plastischer Akt“
Großplastiker Lutz Fritsch erklärt in der Weserburg seine Neigung zum Kleinen
taz: Herr Fritsch, Ihr Name steht für große Freiluftskulpturen. Wie kommen Sie zu einer Kabinettausstellung?
Lutz Fritsch: Gezeigt werden meine Künstlerbücher. Die entstehen seit ungefähr 1982, das sind für mich kleine poetische Notizen, manchmal zum Beispiel auch auf Butterbrotpapier…
…klingt nach Einzelstücken… ?
Es sind auch gedruckte Editionen dabei. Aber meistens sind es Unikate, oft Kreidezeichnungen, die zunehmend verwischen, sich also beim Blättern selbst auflösen.
Ist das ein gewählter Gegensatz zu Ihren Großplastiken?
Nein. Die Plastiken stehen ja auch immer in Relation zu ihrer Umgebung, die sind nicht groß, um groß zu sein.
Ihre große „Bibliothek im Eis“, die von Bremen in die Antarktis verschifft wurde…
… reagiert auf die Maßstablosigkeit der Polarlandschaft, diese riesige weiße Fläche. Vielleicht lässt die sie größer wirken. Genauso ist es oft bei den Zeichnungen, dass gerade die kleinen monumentaler wirken.
Also kein Gegensatz?
Nein. Eher würde ich, wie Paul Klee, von Haupt- und Nebenwegen sprechen.
Bücher gestalten und Bibliotheken konzipieren klingt ja auch verwandt. Was bedeuten Ihnen Bücher?
Mir ist am Buch wichtig, dass sich auf jeder Seite ein anderer Raum öffnen kann. Daher auch der Titel der Ausstellung. Ein Buch aufzuklappen und von Anfang bis Ende zu durchqueren – das ist auch ein räumlich-plastischer Akt. FRAGEN: BES
Seite für Seite, Raum für Raum, Künstlergespräch & Vernissage: 19 Uhr, Weserburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen