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Jukebox

Die Musik mal ganz streng im Geist der Spiele

Werner Egk zum Beispiel. Wird als „Komponist des Wiederaufbaus“ bezeichnet, und davor stand er auf der „Gottbegnadeten-Liste des Führers“, was ihn vor dem Kriegseinsatz schützte. Der Mann war für anderes wichtig. Weniger bekannt ist vielleicht, dass Egk dem damals noch ungeteilten und dafür expansionswilligen Deutschland eine Goldmedaille gewann bei den Olympischen Spielen, und zwar in der Disziplin Orchestermusik, 1936 in Berlin. So was war mal olympisch. Wie Baukunst, Literatur und Malerei, bis sich die Disziplinen wie auch andere wie Sackhüpfen oder Tauziehen im Lauf der Geschichte verloren.

Was schade ist.

Denn erstens soll in einem sportiv gesund geschundenen Körper doch ein halbwegs gesunder Geist wehen, der dann unterhalten sein will. Deswegen wäre es schön, wenn sich die Jugend der Welt auch im edlen Punkrock-Wettstreit treffen könnte. Andererseits ist die Aufstockung Olympias mit einem modifizierten Fünfkampf bereits deswegen überlegenswert, weil das prima Fernsehbilder abgibt, wenn die Athleten aus dem Schwimmbecken steigen und dann schnell ein Bild malen und dazu noch eine Beethoven-Sonate spielen.

Bis sich das olympische Komitee aber zu derlei notwendigen Änderungen durchringen kann, um auch die kulturbeflissenen Nicht-so-Sportgucker wieder ins Geschäft zu holen, muss wenigstens eine CD ins Sortiment des olympischen Devotionalienhandels, also eigentlich eine opulente Dreier-Box im Schuber mit Beiheft. Auf die erste CD kommen die Musikbeiträge, die bei Olympia mal mit Medaillen dekoriert wurden, die Werke von Egk (und Riccardo Barthelemy, Georges Monier und Zbigniew Turski, um wenigstens mal ein paar zu nennen). Die CD 2 sammelt alle Bands mit sportivem Namen wie die Hully-Gully-Rocker Olympic aus Prag, die Doo-Wop-Band Olympics oder The Marathons. Meinetwegen darf auch was von Sportfreunde Stiller mit drauf. Die dritte CD ist für Musik aus Olympia reserviert, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Washington, die mit Bikini Kill und Sleater-Kinney als Zentrum der Riot-Grrrl-Bewegung gelten darf. In Olympia schrieb auch Kurt Cobain das meiste Material von „Nevermind“, und deswegen muss natürlich der olle Nirvana-Knaller „Smells like teen spirit“ aus dieser Box als Single ausgekoppelt werden. Die neue Olympia-Hymne, jetzt aufstehen und mitsingen: Hello, hello, hello / With the lights out it’s less dangerous / Here we are now / Entertain us. THOMAS MAUCH

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