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KUNSTRUNDGANGMeike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Ein Haus, zwei Galerien und zwei herausragende Ausstellungen: So einfach kann man mich glücklich machen. Bei Goff + Rosenthal erfüllt ein nur etwa drei minütiger Film den Raum – und das Herz, denn hier entschweben die Gäste in eine traumhafte Wolkenwelt. Oliver Pietsch hat für „Because“ Filmszenen mit Cumuluswolken aneinandergereiht. Wir erinnern uns: Cumuluswolken entstehen durch lokal begrenzten Aufwind. Dieser Aufwind wird spürbar. Unterstützt durch das von instrumentalen Schnörkeln befreite „Because“ der Beatles, schwappt eine euphorisierende Welle auf die BetrachterInnen zu und zaubert ihnen ein Lächeln ins Gesicht. Selbst wenn die Bilder an Ausblicke aus Bombern des Zweiten Weltkriegs erinnern. So also funktioniert Film! In der Remise zeigt Pietsch dann das Grauen. Wieder greift er für „The Shape of Things“ ins Filmarchiv und schneidet vom friedlichen Schlummer, über Bilder psychischer Qualen zahllose Sequenzen aneinander, die in einer Oper schreckensgeladenen Aufwachens resultieren. Ein Rückblick auf das, was wir nie selbst erfahren haben – uns aber an unsere eigenen Ängste erinnert – und uns darüber hinaus nachhaltig beeinflusst. Das also kann Film auslösen!

Ganz anders setzt Magdalena von Rudy im erstes Stock in der Galerie von Gililian Morris Film ein. Für ihre Versuchsanordnungen lässt von Rudy Laien Filmtexte sprechen. Mal erzählt dieselbe Person auf einem Splitscreen zweimal eine Szene nach, mal synchronisiert eine junge Frau zweimal dieselbe Szene. Die Erkenntnis liegt hier in den Details der Rezeptionen und Interpretationen. Aber auch in der Emotionalität, mit der die DarstellerInnen als agierenden ZuschauerInnen in bestimmte Rolle verfallen und so auch die BetrachterInnen forcieren, Rückschlüsse über die eingesetzten Filme auf die gezeigten Personen einzubringen.

Oliver Pietsch: Because/The Shape of Things, bis 18. Oktober, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Goff + Rosenthal, Brunnenstr. 3 Magdalena von Rudy: Untold Stores, bis 8. November, Do.–Sa. 13–18 Uhr, Galerie Gillian Morris, Brunnenstr. 3

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