: Abfindung vom Feind?
David Montgomery soll die Schließung der größten dänischen Tageszeitung erkauft haben. Der „Nyhedsavisen“-Eigner bestreitet Gespräche nicht, aber dass Geld geflossen sei – Montgomery auch
AUS STOCKHOLM REINHARD WOLFF
Hat David Montgomery die Schließung der auflagenstärksten dänischen Zeitung erkauft? Am Donnerstag berichteten die Tageszeitungen Jyllands-Posten und Politiken am Donnerstag über ein Papier, auf dem Montgomery dem Nyhedsavisen-Eigentümer Morten Lund einen dreistelligen Millionenbetrag versprochen habe, sollte der dieses für das Mecom-Verlagshaus Berlingske unbequeme Konkurrenzprodukt dichtmachen. Am 1. September meldete das gratis an alle Haushalte verteilte Blatt urplötzlich Konkurs an.
Nyhedsavisen war vor knapp zwei Jahren vom isländischen Baugur-Konzern gestartet und Anfang 2008 an den mit dem Internettelefonieprogramm Skype reich gewordenen Morten Lund verkauft worden. Das Blatt wurde zur größten dänischen Tageszeitung, machte jedoch täglich rund 100.000 Euro Verlust. Die Schließung kam für Mitarbeiter und Branchenbeobachter trotzdem überraschend – wenige Tage zuvor hatte Lund noch erklärt, durch den Einstieg von US-Investoren sei die Finanzierung bis zum Jahresende gesichert.
Dass es im Vorfeld des Konkurses mit Montgomery Verhandlungen gegeben hat, bestreitet Lund nicht. In seinem Blog schreibt er von 15 bis 20 Treffen und Telefonaten innerhalb der letzten drei Monate. Zuletzt sollen sie am 28. August mehrere Stunden verhandelt haben, drei Tage später verkündete Lund per Mail überraschend den Beschluss, Nyhedsavisen mit sofortiger Wirkung einzustellen. Der Mecom-Chef „wollte uns helfen zu schließen“, so Lund. Man habe auch darüber diskutiert, dass Morten Lund als Berater in Mecom-Dienste treten sollte: „Der Ire mit seinen 35 Jahren in dieser Branche hat auf mir gespielt wie auf einem Piano.“ Doch zustande gekommen sei dieser Deal letztlich nicht. Und Lund hat nur ein „Fuck, ihr Idioten“ für jene übrig, die nun das Gegenteil behaupten.
Deartige Gerüchte verstummen nicht. Am Mittwoch hatte Lund den Chef der Nyhedsavisen-Muttergesellschaft 365 Media Scandinavia, Svenn Dam, gefeuert, weil dieser vertrauliche Dokumente aus dem Firmenbüro entwendet haben soll. Darunter, wie Jyllands-Posten unter Berufung auf „mehrere Quellen“ weiß, auch das ominöse Abkommen mit Montgomery. Der bestreitet gegenüber Jyllands-Posten die Authentizität dieses Vertrags: „Auf ein Blatt Papier kann ja jeder meinen Namen schreiben.“ In seiner eigenen Zeitung Berlingske Tidende wird Montgomery mit den Worten zitiert: „Es ist kein Penny geflossen.“
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