: h.g. hollein Alma Mater
Die Universität, auf die ich einstmalen ging, ist erfreulich voll von Ecken, die dem Wandel trotzen. „Kariertes Hemd und Samenstau, ich studier‘ Maschinenbau“ las ich unlängst bei einem Besuch des Herrenklos im Lesesaal I der Stabi. Ach ja, die Studentenlyrik ... Auch wenn die Stoffhose die Jeans weitgehend aus dem studentischen Milieu verdrängt zu haben scheint, zwischengeschlechtlich hat sich das Rad der Zeit in einem Vierteljahrhundert offenbar nicht übermäßig weiter gedreht. So nimmt immer noch Drittsemester (männlich) zwischen den Regalen Erstsemester (weiblich) souverän dozierend ins Schlepptau und dabei ein weiteres, unwegbeißbar folgendes Erstsemester (männlich) notgedrungen in Kauf. Aber wenn Letzteres sagt: „Ich hab dahinten eben ...“, bügelt Ersteres diesen auf Mittleres gerichteten Monopolisierungsversuch sogleich ab: „Nee, lass uns erst mal da rüber.“ Worauf Erstsemester (weiblich) – den Subtext dieses verbalen Erpeltanzes zwar wohl noch ungewohnt, aber sichtlich nicht unangenehm findend – salomonisch Ersterem folgt und Letzteren mit schüchternem Lächeln zum Anschluss bewegt. Ansonsten ist Band 2 Heft 3 Jahrgang 2001 der „Psychologischen Jahreshefte“ immer noch „gerade zum Binden“ oder – „Müssen Sie mal da versuchen“ – nach Bergedorf ausgelagert. Mir neu, aber für die angehenden Academici wohl schon seit längerem Usus, ist das rituelle Übertragen von Fremdwissen – vulgo Exzerpieren – in einen Schlepptop. Da heißt es dann wohl bald „Adieu“ zum romantischen Geplänkel im aphrodisierenden Ozonloch der Copy Shops. Aber dem Nostalgiker bleibt ja immer noch der Gang aufs Herrenklo.
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