: Fauler Zahn
Auch Hamburger Zahnärzte an Betrügereien beteiligt
Noch bevor es überhaupt eine Diskussion über Qualität und volkswirtschaftliche Folgen von ausländischem Zahnersatz geben konnte, war die billige Alternative schon in Verruf geraten. Denn statt einer inhaltlichen Debatte beförderte Betrug in großem Stil das Thema in die Öffentlichkeit. Weil ein niedersächischer Zahnarzt der AOK von einem unmoralischen Angebot berichtet hatte, kam heraus: Die Firma Globudent/O-Dent-O-Dentalgesellschaft aus Mülheim hat Zahnärzten in ganz Deutschland einen „Komforttarif“ zum gemeinsamen Genießen angeboten.
Und der ging so: Globudent besorgt den Ärzten billigen Zahnersatz aus dem Ausland, Patienten und Krankenkassen werden aber die weit höheren deutschen Preise in Rechnung gestellt. Arzt und Globudent teilen sich die Differenz. Die Kassen beziffern den Schaden auf mindestens 100 Millionen Euro und sprechen vom „größten Gesundheitsskandal der deutschen Nachkriegszeit“. Die zuständige Staatsanwaltschaft Wuppertal hingegen will den Umfang des Betrugs noch nicht abschätzen.
Mittlerweile ist allerdings klar: Globudent ist überall. Das Unternehmen selbst befindet sich zwar in Auflösung, doch bundesweit stehen mindestens 50 Firmen in Verdacht, ähnlich gewinnbringend ausländischen Zahnersatz zu deutschen Preisen abgerechnet zu haben. Nach Auskunft von Gerd Eisentraut, Sprecher der Kassenzahnärztlichen Vereinigung in Hamburg, sind in der Hansestadt bislang drei Zahnärzte ermittelt worden, die bei Globudent gekauft und anschließend zu deutschen Sätzen abgerechnet haben.
Wie groß der Skandal wirklich ist, ist noch unklar. Kassen und Staatsanwaltschaft ermitteln noch. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rüdiger Bagger stellt auf taz-Anfrage fest: „Bisher haben wir nur eine Selbstanzeige.“ SAN
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