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renato augustoGut angekommen

Renato Augusto ist etwas untergegangen in all der Patrick-Helmes-Hysterie, die jüngst in Leverkusen herrschte, und das war Bruno Labbadia ganz recht. Denn der Mittelfeldspieler war mit einem Versprechen bei Bayer angetreten, das größer kaum hätte sein können. Nery Franco, Augustos Trainer bei Flamengo Rio de Janeiro, bezeichnete ihn als den „neuen Kaka“, was Labbadia mit Sorge vernahm: „Was für ein Vergleich, damit tue ich so einem Spieler keinen Gefallen.“

Weil in dieser Saison andere zunächst noch auffälliger spielten, stapfte der 20-Jährige stets allein von dannen, wenn die Leverkusener Helden ihre Sicht der Welt ausbreiteten. Das war nach dem 3:2-Sieg in Bochum anders. Augusto hatte nicht nur erneut großartig gespielt, an diesem Nachmittag war er auch noch richtig effektiv gewesen. Das 0:2 erzielte er mit einem wunderbaren Fernschuss selbst, Helmes’ 0:3 bereitete er mit einem feinen Pass vor, er war der entscheidende Spieler dieser Partie. „Es ist immer schön, ein Tor zu machen, vor allem solche Tore“, ließ er übersetzen und kündigte lächelnd weitere Tore an.

Augusto ist erstaunlich schnell in Leverkusen angekommen. „Es ist eines der Erfolgsgeheimnisse dieses Vereins, dass er die Integration sehr gut hinbekommt“, sagte Labbadia, der beeindruckt ist von seinem Musterschüler. „Er ist ein sehr offensiver Spieler, der aber auch bereit ist, an seinen Defensivqualitäten zu arbeiten.“ Das ist auch nötig, denn in Bochum verfiel Augusto wie seine Mitspieler nach der komfortablen Führung in einen seltsamen Zustand der Schläfrigkeit.

Selten war das Spektrum des Leverkusener Fußballs so komprimiert zu sehen wie in diesem Spiel. „Die Mannschaft tanzt immer auf des Messers Schneide“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, bisweilen spielt sie ihre Gegner kunstvoll auseinander, um dann plötzlich alle Konzentration fortzuwerfen. Es ist ein altes Leverkusener Motiv, das nicht nur in einzelnen Spielen auftaucht, sondern immer wieder über die Länge einer Saison. „Da arbeiten wir dran, aber letztendlich ist das eine Qualitätsfrage“, meinte Sportdirektor Rudi Völler. Augusto hat diese Qualität. Das überzeugendste Indiz für seine Stärke: Niemand vermisst den verletzten Bernd Schneider.

DANIEL THEWELEIT

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