: Bei den Versagern
In der „Show des Scheiterns“ darf man endlich mal fröhlich „I’m a loser, baby“ singen
Natürlich hat auch der Geheimrat seinen Spruch zum Thema vom Stapel gelasen: „Es irrt der Mensch, so lang er strebt“, wusste Goethe, und der Volksmund mault ihm hinterher, dass man schon mal hinfallen kann. Aber man muss halt auch wieder aufstehen. Es geht also um das Scheitern. Das in seiner tragischen Ausformulierung mindestens genauso ruhmreich ist wie’s Gelingen. Für uns Nachwelt ringen Scott und Amundsen doch allemal gleichauf um den Südpol. Der Lauf der Geschichte ist sowieso vollgestopft mit vorübergehenden Irrtümern, wie der Schneider von Ulm. War damals mit dem Fliegen halt noch nicht weit her – der arme Abgestürzte wäre so ein wunderbarer Stargast für die „Show des Scheiterns“ gewesen. In der aktuellen Ausgabe soll alles um „schöngeistige Projekte“ kreisen, Experten werden in bewährter Manier die vorgestellten Vorhaben auf ihre scheiterrelevanten Aspekte hin untersuchen, ein Mandolinenorchester spricht Mut zu. Wie sehr Scheitern Erfolgsgeschichte sein kann, zeigt schon die Show: nun tagt man im Podewil, weil’s im Club der polnischen Versager einfach zu eng geworden ist.
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