hamburg heute: „Raus aus dem Zeitgefühl“
Ein Kirchenmusiker spielt 16 Stunden lang Erik Satie – ohne Pause
taz: Herr Bender, wie füllt man ein 16-stündiges Klavierkonzert?
Christopher Bender: Ich werde ein Stück von Eric Satie spielen: „Vexations“, zu Deutsch „Quälereien“. Das Stück geht eigentlich nur etwas über eine Minute, aber Satie hat auf der Notenseite notiert, dass es 840 mal ohne Pause wiederholt werden solle.
Also eine „Quälerei“ für den Zuhörer?
Wenn man das Stück nur einmal hört, wird man es nicht besonders toll finden. Der Akt der Wiederholungen macht das Stück dann aber spannend. Wer es länger als eine Stunde aushält, kann durch das Stück aus dem Zeitgefühl herausgehoben werden. Es können auch meditative Zustände auftreten.
Was war die Intention des Komponisten?
Damals, um 1890, war es noch absolut visionär, solch schräge Musik zu schreiben. Manche sehen das Stück als Vorgriff auf die Minimal Music, die dann später in Techno und ähnlichem endete. Andere glauben, er hat sich einfach einen Scherz erlaubt.
Möchten Sie durch diese ungewöhnliche Aufführung Aufmerksamkeit für Ihre Kirche erregen?
Nein, das war nicht mein primäres Ziel. Ich wollte einfach ausprobieren, ob es funktioniert, so lange zu spielen. Wenn es letztendlich gelingt, Menschen einen Anreiz zu geben, die sonst nicht in die Kirche gehen, ist das natürlich ein schöner Nebeneffekt.
INTERVIEW: ROBIN RIEPRICH
Samstag, 9 Uhr, bis Sonntag, 1 Uhr, St. Johannis Kirche Harvestehude, Eintritt frei
CHRISTOPHER BENDER, 29, Kirchenmusiker
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