BUCHTIPP: SPANISCHE KÜCHE
Die Ponche nach segovianischer Art, der leckere Marzipankuchen, findet sich selbstverständlich im neuen Kochbuch im ansehnlichen Großformat: „1.080 Rezepte“ aus Spanien. Dazu mache man einen Biskuitteig. Für die Füllung nehme man Milch, Eigelb, Zucker, Vanille und Marzipan mit Zucker und frischen, abgezogenen und gemahlenen Mandeln selbst hergestellt. Die Ponche ist Nummer 1.075 der 1.080 Rezepte in diesem Band. Das unprätentiöse Spanferkel aus dem Backofen, das für Segovia steht, ist unter conchinillo asado, Nummer 773, aufgeführt: Dazu nehme man ein küchenfertiges Ferkel, eine großzüge Prise gemischter, getrockneter Kräuter, Olivenöl, Weißwein und Salz. Das ganze eineinhalb Stunden im Backofen, noch besser im Holzofen garen. „Die Bibel der spanischen Küche“ hat der Phaidon Verlag nun nach seinem Bestseller „Silberlöffel“ herausgebracht. Dieser - wie kann es anders sein! - wurde schon als Standardwerk und Glaubensbekenntniss der italienischen Küche gehandelt. „1.080 Rezepte“ scheint eine spanische Herzensangelegenheit zu sein: Spanische Kulturinstitute, Botschaft und Fremdenverkehrsämter werben unisono für das üppige, schöne Buch.
Tapas, Paella, Tortilla sind weiland bekannt und spanische Tapas-Bars erfreuen sich in der gehobenen Gastronomie hierzulande wachsender Beliebtheit. Aber die spanische Küche ist vor allem auch alltagstauglich. „Unsere Küche ist ideal für all jene, die wenig Zeit zum Kochen haben, aber nicht auf die Freude an gutem Essen verzichten möchten und Essen nicht nur als bloße Nahrungsaufnahme, sondern als etwas Sinnliches erleben“, schreibt der spanische Starkoch Ferran Adrià in seinem Vorwort. Die Rezeptsammlung wurde zusammengestellt von Simone und Inés Ortega. Die inzwischen verstorben Simone Ortega gilt als unbestrittene Autorität der spanischen Küche. Zusammen mit ihrer Tochter hat sie traditionelle Rezepte überarbeitet, aktualisiert, modernisiert und durch Wein- und Serviervorschläge erweitert.
Der fette Wälzer mit fast 1.000 Seiten visualisiert die Gaumenfreuden sinnlich mit vielen Farbfotografien von Jason Lowe und mit den spielerischen, farbigen Illustrationen des spanischen Designers Javier Mariscal. Ein schönes Buch mit sehr geschmackvollem Gebrauchswert, das nur einen kleinen Fehler hat: Das Monumentalwerk lässt sich nur schwer neben dem Kochtopf deponieren. Das wäre auch zu schade! EDITH KRESTA
Simone und Inés Ortega: „1.080 Rezepte“. Phaidon Verlag, 2008, 39,95 Euro
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