: Pillen gegen Aids endlich billiger
Pharmakonzerne willigen ein: Kranke in Mittelamerika müssen nur die Hälfte bezahlen
HAMBURG taz ■ Aids-Patienten in den sieben mittelamerikanischen Ländern Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama erhalten ihre Medikamente künftig deutlich billiger. Seit knapp zwei Jahren hatten die Gesundheitsminister zähe Verhandlungen mit den Pharmakonzernen geführt, letzte Woche dann der Durchbruch. Fernando Gracia, Panamas Gesundheitsminister, sprach von einem historischen Übereinkommen: Die niedrigeren Behandlungskosten in Zentralamerika seien ein „Markstein in der Geschichte der Epidemie.“
Die fünf Pharmakonzerne – Hoffmann-La Roche, Boehringer-Ingelheim, Merck Sharpe & Dohme, Glaxo Smith Kline und Bristol-Myers Squibb – haben sich nun zu Preisnachlässen von im Schnitt gut 50 Prozent bereit erklärt. Glaxo Smith Kline kam den Gesundheitsministern mit Preisnachlässen von bis zu 83 Prozent je nach Medikament am weitesten entgegen.
Die Vereinbarungen, an denen auch Vertreter der Weltgesundheitsorganisation und UN-Aids teilnahmen, betreffen 14 Medikamente. Die durchschnittlichen Behandlungskosten werden sich künftig von derzeit rund 2.800 US-Dollar auf mindestens 1.454 US-Dollar reduzieren, so Gesundheitsminister Gracia. Das hänge von der Therapie ab. Im günstigsten Fall könnte der Behandlungspreis sogar auf 1.035 US-Dollar sinken.
Gracia und seine Ministerkollegen hatten sich bereits im Juni 2001 darauf verständigt, gemeinsam mit den großen Pharmakonzernen zu verhandeln. Zunächst hatten die Gesundheitsminister auch Gespräche mit Anbietern so genannter Nachahmermedikamente, den Generica, geführt – und so den Druck auf die großen Konzerne erhöht. Darunter etwa die indische Cipla Ltd. Die Generica sind billiger, aber bis heute noch nicht von der Weltgesundheitsbehörde zertifiziert. Ein Import der billigen Konkurrenzprodukte wollte der panamesische Verhandlungsführer Gracia für die Zukunft nicht ausschließen.
Derzeit sind laut Schätzungen von UN-Aids 180.000 Menschen in der Region Träger des HI-Virus, 16.000 sind den offiziellen Statistiken der sieben Länder zufolge an Aids erkrankt. Die Dunkelziffer ist allerdings sehr hoch. So schätzen beispielweise unabhängige Mediziner in Nicaragua die Zahl der an Aids Erkrankten auf rund 6.000, während die Regierung von 660 ausgeht.
KNUT HENKEL
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