: Ausbildung bleibt häufig aus
Trotz des „Ausbildungspakts“ fanden in diesem Jahr rund 3.000 Bremer Jugendliche keine Ausbildungsstelle
Obwohl sich die Zahl von Ausbildungsplätzen und BewerberInnen in Bremen 2008 weitgehend angeglichen hat, blieben über 3.000 Jugendliche im Land ohne Ausbildungsstelle. Dies geht aus den gestern veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor. Demnach gab es im letzten Berichtsjahr 5.452 gemeldete Stellen – im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 5,9 Prozent. Die Zahl der Bewerber sank um fünf Prozent auf 5.229 Bewerbungen. 250 Stellen blieben unbesetzt.
„Das macht es schwierig für die Betriebe, gute Auszubildende zu finden“, sagt Michael Köster, Agentur-Sprecher für Niedersachsen-Bremen. Die hohe Zahl an Ausbildungsstellen sei sowohl ein Erfolg des „Ausbildungspaktes“ der Bundesregierung als auch der konjunkturellen Lage. Im „Ausbildungspakt“ hatten sich Wirtschaftsverbände verpflichtet, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen.
Dass die Lage so rosig aber doch nicht ist, erklärt Paul Schröder vom Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe: Ein großes Problem sei das verzerrte Bild, das die Zahlen zeichnen: „Ungefähr 45 Prozent aller Plätze werden nicht von Bremern besetzt“, sagt Schröder, so dass trotz des vermeintlich ausgeglichenen Verhältnisses weniger als die Hälfte aller hiesigen Suchenden einen Platz fand. Nur 2.010 Bewerbungen von BremerInnen führten zum Abschluss eines Ausbildungsvertrages. Etwa 2.000 der Bewerber gehen derzeit einer weiteren schulischen Ausbildung, Qualifizierungsmaßnahmen oder einer sonstigen Erwerbstätigkeit nach.
1.097 Bewerber werden unter „ohne Angabe eines Verbleibs“ geführt. 171 Bewerber blieben nach Angaben der Arbeitsagentur unversorgt.
Für rund zwei Drittel der Bremer Jugendlichen, die sich in diesem Jahr in Bremen um einen Ausbildungsplatz bewarben, dürfte es nicht der erste Versuch gewesen sein: Sie haben die Schule schon vor einem oder mehr Jahren verlassen.
„Insgesamt ist Bremen noch nicht über den Berg“, sagt Reinhard Bröker von der Handwerkskammer. Die Linkspartei warnt: „Die zu erwartende konjunkturelle Abschwächung wird wieder zu erheblichen Fehlbedarfen auf dem Ausbildungsmarkt führen.“ Ascan Diefenbach
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