: Die Papstaudienz
Eine Beichtballade von Joseph Fischer
Ich war beim Heiligen Vater Beim Heiligen Vater: Ich Ich nannte ihn: Heiliger Vater Ja, Heiliger Vater, Ich
Wir waren voller Sorge, wir zwei Der Heilige Vater und Ich Und wie wir uns sorgten, da war‘n wir schon drei:Ich – Heiliger Vater – Ich
Er merkte das, und er fragte mich: „Was willst du von mir, du Lurch?“Ich schaute sehr ernst und bekreuzigte mich Und dachte: Da musst du jetzt durch
„Heiliger Vater, Ich wär so gern Gott“Sagte Ich ihm ins Gesicht Er wiegelte ab: „Du bist mir zu flott Den Gottjob, den geb ich dir nicht
Und schmink dir auch ab, du wärst JesusFür die Klasse fehlt dir Gewicht Du prahlst nur mit Angebergestus Zum Anbeten bist du nicht“
Heiliger Strohsack – er war so gemeinPapst, dachte Ich: alte Zecke Doch das morsche Tattergebein Hatte mich längst in der Ecke
Heiliger Bimbam! Ich erkannte die LageEr war der Chef, Ich zweiter Mann Doch bald schon, gar keine Frage Wäre er pfhhhht und Ich dran
Ich sagte devot: „O mein Heiliger Stuhl!“(Bei Stuhl dachte Ich an Blut) „Hey Pope, you are great, you are real fuckin‘ coolEhrlich: super, astrein, echt saugut“
Der Papst winkte mir etwas parkinsonhaftAber durchaus befriedet zuUnd sagte: „Kleiner, du hast es gerafftIch bin hier wichtig, nicht du
Das Spiel läuft nach meiner Predigt Du rufst jetzt die FotografenDu spurst – oder du bist erledigtIch brauch keinen Gott, um zu strafen“
Und ganz genauso kam das aufs Bild:Zwei Stirnen, grübelnd, in Falten Zwei Männer in Sorge, doch friedlich und mild So hockte Ich brav mit dem Alten
Ich sagte: „Der Heilige Vater und Ich Wir sind bis zum Rand voll BedenkenKönnen denn er, der Vater und Ichder Welt den Weltfrieden schenken?“
Die Welt unterdrückte ein Gähnen Es gab allenfalls matten ApplausTschüssikowski, MedienhyänenPapst Johannes wollte nach Haus
Er hatte genug vom TheaterIch schob eilig den rollenden Stuhl Und versenkte ihn, mitsamt dem VaterLangfristig in einen Pfuhl
Nun bin Ich heiliger Bimbam Auch heiliger Strohsack schon Heilig wie Vater und Fischer Heil mir – Heil Joseph Fischer! Ich Heiland, Ich, Menschenfischer Ich, Joseph, Gottmenschensohn
heimlich protokolliert von Wiglaf Droste
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
