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in einer kleinen brotbrecherei von WIGLAF DROSTE

Ist der Christ nicht gern alleene, ruft er auf zur Ökumene. Es kirchentagt in Berlin, das Gläubische kommt als Doppelpack angeeiert, Katholen und Prostatisten Hand in Hand, eine zwiefache Hölle zelebrierend, denn doppelt gequält hält besser. Funny van Dannen besang das Elend so: „Mit Fanta und mit Butterkeks / junge Christen unterwegs.“

Wer Jesus hat, der hat auch Sorgen: Dürfen katholische und evangelische Christen gemeinsam die Esspapierhostie mit schlechtem Messwein herunterspülen, oder muss auf Geheiß ihrer Chefs jeder Haufen für sich bleiben? Wen aber außer Angehörige beider Sekten kann das interessieren? Eine mutige Berliner Tageszeitung immerhin druckt den Aufruf eines publizierenden Top-Christen: „Brecht das Brot gemeinsam!“, verlangt der Mann und rät: „Was also tun? Trotz allem ungehorsam sein und gemeinsam Abendmahl feiern.“

Abendmahl, gemeinsames, wie bist du ungehorsam! In einer Kleinanzeige liest sich das so: „Abendmahl, männlich, stark behaart, extrem ungehorsam, sucht dominante Brotbrecherin.“ Ein Bekannter, der als Sohn eines Pfarrers aufwachsen musste, erzählte, wie der Vater am Abend jeweils eines der Geschwister auszeichnete, indem er sagte: „Du warst heute am bravsten, du darfst heute das Brot brechen.“ Woraufhin die jeweils zurückgestuften Geschwister eine schöne Portion Hass schoben, die Basis jeder Religion.

Brot und Wein können richtig lecker sein – warum aber sich Jesus draufschmieren? Das schmeckt doch gar nicht, das lenkt nur ab, und das Herumbrummeln beim Essen ist äußerst störend. Wer sich eine Mahlzeit religiös mit Bedeutung aufladen muss, damit sie ihm schmeckt, sollte dringend den Koch wechseln. An Jesus war nicht viel dran, und das Bisschen ist längst vergammelt – wozu also Jesus aufessen? Im Abendmahl hat der Kannibalismus überlebt: den Leib Christi wegspachteln und sein Blut süppeln, das macht dem Christen heilige Laune. Durch nichts sind die Atavistenchristen von ihren unappetitlichen Gebräuchen abzubringen.

Ich will das auch gar nicht – im Gegensatz zum Christen verspüre ich keinen missionarischen Drang und bin tolerant bis an den Rand der Selbstverleugnung. Den naheliegenden Wunsch, angesichts christlicher Betschwesterei Nero und seine guten alten hungrigen Löwen zu reaktivieren, unterdrücke ich. Werde ich in öliger Demut angefrömmelt, versenke ich die Faust nicht im Gesicht der herumbrüdernden Ein-Mann-Gummizelle, sondern bloß in der eigenen Manteltasche und ziehe weiter, der Verfilmung meines Leben entgegen: TOLERATOR III – Er erduldete ALLES! Jeden Christen lasse ich seinen Privatwahn zelebrieren – nur muss er das eben auch privat tun. Öffentlich bestehe ich auf dem Recht, von dieser durch sich selbst hinlänglich diskreditierten Sorte Debilität bitte nicht mehr und nicht immer wieder belästigt zu werden.

Wer herumjesussen will, soll das in seinen vier Wänden tun. Und wer das Brot brechen muss, um es essen zu können, der muss es halt brechen. Dann aber bitte auch nach dem Essen.

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