: Heute so, morgen so?
betr.: „Hoffnungslose Stümperei“ (Deutsche Außenpolitik), taz vom 11. 2. 03
Wer Regierung und Opposition so hoffnungslos stümperhaft vergleicht, der sollte sich selbst erst ein paar klärende Fragen stellen, bevor er losbellt. Was Andreas Zumach fordert, ist, sich zwischen Chaos und (immerhin) klarer Linie zu entscheiden, die man ja nicht teilen muss. Und man muss schon gar nicht kritisch, logisch oder gar zwangsläufig „lieber“ dem Chaotenteam Schröder, Fischer, Struck folgen. Deutsche Sicherheitspolitik heute: drei Köpfe – fünf Meinungen. Oder um Roberto Blanco zu zitieren: heute so, morgen so.
Und die Achse Paris-Berlin-Moskau? Da wird einem Angst und Bange. Tschtschenien lässt ebenso grüßen wie das deutsche Kurzzeitgedächtnis! Willkommen in der Vergangenheit. Im Zweifel aber sind mir Klarheit und Zuverlässigkeit in – wohlgemerkt – außenpolitischen Fragen nach sorgfältiger Güterabwägung wichtiger als Zickzack und Unberechenbarkeit.
Und noch eines: Alle Welt fragt zu Recht, manche allerdings mit scheinheiligem Unterton, was denn das Konzept von Bush jun. in Wahrheit ist. Öl – alles andere wäre doch naiv – oder ? Es ist doch so herrlich einfach, die Kolonialgelüste der imperialistischen USA zu „entlarven“. Das entbindet von strategischen Reflexionen, die über Tagesereignisse hinausgehen, und sagt ja auch was aus über Leute, die so argumentieren. Warum fragt eigentlich niemand danach, welche Idee hinter Schröders Irakpolitik und seiner neuen Ost-Achsenpolitik steht? Gibt’s da überhaupt ein stringentes Konzept? Wenn ja – welches, wenn nein – warum gibt es keines?
LOTHAR G. KOPP, Berlin
Statt auf absolut beeindruckenden Bemühungen rumzuhacken, die von der Regierung betrieben werden, möchte ich aufgezeigt bekommen, wie diese Bemühungen trotz aller Schwierigkeiten doch noch zu ihrer Umsetzung gelangen können. Stümperei hin oder her: ich habe diese Wichtigtuerei von Redakteuren satt. […] Und bitte: den Kanzler hier opportunistisch zu nennen ist Selbstpersiflage. Ich dränge auf korrekte Zuweisung von Adjektiven – denn wer hier ohne jede Scham vor dem Gegenstand sich anbiedert und reißerisch versucht zu punkten, wird ja sogar in ihrem Artikel erwähnt: Die CDU – bald unter dem ehrlicheren Synonym CDO: Cheney Devote Opportunisten.
ALEXANDER WIBBING, Köln
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen