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geläufig Mit dem Film denken

„Machen wir eine einfache Gleichung auf: Übersetzung des Films = Rekonstruktion der Story + Darstellung der Mittel ihrer filmischen Übersetzung + ästhetische Einschätzung nach dem Stand der Filmgeschichte + moralische Reaktion + ideologiekritischer Fußnotenabstand. Nach Lesen dieser Gleichung ergibt sich eine erste Utopie: nicht über den Film denken, um vom Film zu sprechen, sondern mit dem Film denken, um durch ihn zu sprechen.“ Mit dieser Gleichung erklärt der zwar relativ einflusslose (wer hört heute schon auf Kritik?), doch wohl bekannteste deutsche Filmkritiker, Georg Seeßlen, seine Arbeit, welche ihn in der Zeit und taz, in Konkret und Jungle World, im SWR und in unzähligen Büchern schreiben beziehungsweise reden lässt. Heute wird er im Literaturforum im Brecht-Haus die diesjährigen Brecht-Tage eröffnen, und der gelernte Semiologe Seeßlen widmet sich dabei natürlich dem Thema „Brecht und Film“. Es wird allerdings mehr geben als nur ein paar von Nostalgie geprägte Anmerkungen zu „Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?“, an Filmbeispielen wird Seeßlen zudem erläutern, wie sehr der Film auch Brechts literarische Arbeit beeinflusst hat. Und das selbstredend mit ideologiekritischem Fußnotenabstand. Und wer weiß, vielleicht werden die Gräber von „Kuhle Wampe“-Regisseur Slatan Dudow und Bertolt Brecht, die ja direkt neben dem Brecht-Haus liegen, heute Nacht ein kleines bisschen leuchten vor Freude, weil es Kritik an ihrem Werk gibt, und dann noch mit Moral. SUN

Literaturforum im Brecht-Haus, 20 Uhr

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