: Kiez, Kunst, Koons
Die Wüste auf dem Spielbudenplatz soll zum Leben erweckt werden. US-Künstler Jeff Koons will Ende April Wahrzeichen für St. Pauli vorstellen. Vorher zeigt Corny Littmann ihm die kulturellen Höhen und Tiefen auf und neben der Reeperbahn
von SVEN-MICHAEL VEIT
Ruhig und sachlich spricht er, keineswegs so exaltiert, wie manche sich Jeff Koons vorgestellt haben mögen. Dass er „offen wie ein Schwamm“ sei für die Vorstellungen anderer, beteuert er mehrfach, dass die Aufgabe für ihn „eine Herausforderung mit hoher Verantwortung“ sei, dass er „etwas Symbolhaftes schaffen“ wolle. Jeff Koons aus New York, eine der schillerndsten Persönlichkeiten der internationalen Kulturszene, soll und will den Spielbudenplatz an der Reeperbahn neu und künstlerisch gestalten.
Im Schmidt-Theater stellte Koons sich gestern nach einer zweitägigen Stippvisite in der Hansestadt erstmals der Öffentlichkeit, gemeinsam mit Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) und Bausenator Mario Mettbach (Schill). Erstere wünscht sich, dass „die Kunst auf den Kiez zurückkommt“ und ist sicher, dass Koons der Richtige sei, „um den Geist dieses Ortes auszunehmen und wiederzugeben“. Mettbach würde sich schon mit „internationalem Flair“ zufrieden geben, Hauptsache „diese Wüste Sahara da vor der Tür kommt weg“.
Und zwar schnell. Noch in diesem Jahr solle die Umgestaltung beginnen, sagt Mettbach, und Ende nächsten Jahres fertig sein. 1,8 Millionen Euro stehen dafür bereit, weitere 2,5 Millionen würde die Stadt vorfinanzieren. In der Hoffnung, von noch zu suchenden Sponsoren zumindest einen Teil davon zurückzuerhalten. Ein „enger Zeitplan“, räumt Mettbach ein, aber Senat und Künstler seien „optimistisch“.
Das stimme, bestätigt Koons, der ohnehin „etwas Optimistisches“ schaffen will, „ein Wahrzeichen für St. Pauli“ gar schwebt ihm vor. Im April wolle er wiederkommen, „den Dialog suchen mit Künstlern und den Anwohnern“ und Ende April seine ersten Entwürfe präsentieren. Glaubhaft versichert er mehrfach, „keinen vorgefassten Plan“ im Hinterkopf zu haben. Eine gewisse „Balance“, die müsse der neue Spielbudenplatz schon bekommen, lässt der 47-Jährige sich entlocken, auch „vielschichtig“ dürfe die Gestaltung sein: etwas Poesie, etwas Psychologie, etwas Philosophie und, ja, „auch etwas Sex“, denn immerhin sei man ja mitten auf St. Pauli.
Und deshalb nimmt Koons auch gerne das Angebot von Schmidt-Hausherr Corny Littmann an. Der versicherte zunächst – auch im Namen von Operettenhaus und St.-Pauli-Theater – eine künstlerische Neugestaltung jener „Theatermeile durch Koons ganz ausdrücklich zu begrüßen“. Und lud den Mann aus New York deshalb im April zum Zug durch die Gemeinde ein, um ihn „mit allen Höhen und Tiefen der Kultur auf St. Pauli bekannt zu machen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen