piwik no script img

florian fromlowitzWie ein Adler

Dass Florian Fromlowitz an diesem Samstag noch vom Anstoß an ziemlich aufgeregt wirkte, war nicht zu übersehen. Kaum war das Spiel angepfiffen, eilte der 22-Jährige hinter die Torlinie zurück und nahm einen kräftigen Schluck aus der Trinkflasche. Dann klatschte der Ersatztorwart, der bei Hannover 96 auf absehbare Zeit das schwere Erbe von Robert Enke angetreten hat, noch einmal kräftig in die rot-weißen Handschuhe. Keine zwei Stunden später, nach einem von ihm maßgeblich gesicherten 1:1 (1:1) gegen Werder Bremen, stand Fromlowitz im Bauch der Arena und stapfte vor den Kabinen von Interview zu Interview.

Mit stolzgeschwellter Brust verriet das vor Selbstvertrauen fast platzende Torwarttalent immer dasselbe: „Qualität setzt sich durch“, „Ich weiß, was ich kann“, „Fehler passieren“, „Gegen Hoffenheim war ich der einsamste Mensch der Welt“, „Jetzt bin ich in der Bundesliga angekommen“.

Fromlowitz steht exemplarisch für die Extreme der deutschen Torhütergilde. Beim Debüt für die Niedersachsen, beim 2:5 gegen 1899 Hoffenheim von den eigenen Anhängern angefeindet und Teilen der Presse vernichtet, verkehrte sich die Fußball-Welt sieben Tage später bereits ins Gegenteil. Fromlowitz dankte dafür explizit Torwarttrainer Jörg Sievers, der ihm unter der Woche so viele Schüsse aufs Trainingstor gefeuert habe. Stammhalter Enke, so Fromlowitz, hätte ihm dagegen nicht helfen können. „Ich habe meinen eigenen Stil und den muss ich durchbringen.“

Dieter Hecking wollte um die Gala seiner Nummer 27 gar nicht viel Aufhebens machen. „Wenn ein junger Mann nach einem Spiel so in die Tonne getreten wird“, dozierte der 96-Trainer, „gibt dieser junge Mann die beste Antwort im zweiten Spiel. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“ Das tat der 44-jährige anschließend im kleinen Kreis dann aber doch: „Klar, hat er das richtig gut gemacht. Ich habe unter der Woche ja auch viel mit ihm geredet, er war todunglücklich, jetzt ist er hoffentlich überglücklich“, erklärte sein Trainer. Hecking verhehlte nicht, dass ihm ein, zwei überflüssige Fromlowitz-Flugparaden nicht gefallen hatten. Sein süffisanter Kommentar dazu: „So wird man Nationaltorwart.“ Jeder wisse, wen er da meine. Es kann sich da eigentlich nur um René Adler handeln.

FRANK HELLMANN

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen