piwik no script img

Kuba wieder libre

Wiedereröffnung in Vegesack: Der Kulturbahnhof feiert am Wochenende mit einer rauschenden Gala

Die Gangs of New Vegesack: mafiöse Verteilungskämpfe um die Parkplätze

Trotz zeitlicher Verzögerungen und knappster Finanzkalkulation ist es diesen Freitag soweit: der Kulturbahnhof Vegesack (Kuba), in siebenmonatiger Arbeit für 1,5 Millionen Euro komplett renoviert und modernisiert, wird mit einem Gala-Wochenende wieder seiner Bestimmung übergeben.

Wir erinnern uns: Vor der Renovierung war die düstere, zugige Lagerhalle mit ihrer schlechten Schalldämmung eher etwas für hartgesottene Kulturfreunde gewesen. Im Winter musste man so manchen Kunstgenuss mit kalten Füßen bezahlen. Und die unmittelbare Nähe zum Vegesacker Bahnhof brachte außer dem Vorteil der günstigen Verkehrsanbindung (25 Bahn-Minuten bis nach Bremen) auch jede Menge Krach mit sich. Bei geräuschempfindlichen Produktionen wie Theateraufführungen war daher eine kreative Integration des Bundesbahnfahrplans in den Veranstaltungsablauf gefragt: Angefangen wurde erst, wenn die Regionalbahn vorbeigepoltert war.

Solche Einschränkungen sollen nun der Vergangenheit angehören. Bei der gesamten Planung wurde stets darauf geachtet, den Kuba für Veranstaltungen jeder Art nutzbar zu machen. So wurden die alten Stahltore ausgehängt und durch Glastüren ersetzt, die sich bei Bedarf mit Stellwänden licht- und schalldicht verschließen lassen. Sie ermöglichen etwa Theateraufführungen bei Tageslicht und können als zusätzliche Ausstellungsfläche für Bilder dienen.

Direkt neben dem 500 Quadratmeter großen Hauptsaal, der bis zu 800 Zuschauer fasst, befindet sich ein durch Glasschiebetüren abgetrenntes Bistro, das mit seiner Fläche von 170 Quadratmetern kleineren Veranstaltungen den angemessenen intimen Rahmen bietet.

Der Erhalt der historischen Bausubstanz war eine besondere Herausforderung für die Planer. Ob es um den Dachstuhl ging oder die behutsam gesandstrahlten unterirdischen Backsteinkatakomben, in denen die Toiletten untergebracht sind – stets war man darauf bedacht, die ursprüngliche Atmosphäre des Gebäudes zu bewahren. Besonders stolz sind die Macher des Kuba daher auf das Belüftungssystem: Das verschwand aus ästhetischen Gründen fast vollständig unterm Fußboden.

Doch nicht nur bauliche Mängel hatten den Kuba-Machern in der Vergangenheit Kopfzerbrechen bereitet. Parkplätze vorm Haus wurden von Anliegern unter der Hand vermietet. Udo von Stebut, Vorsitzender des Kuba-Vereins, spricht von „mafiaähnlichen Methoden“. Ein interessantes Jugendprogramm brachte die Versöhnung: „Uns ist es gelungen, die Kinder zu integrieren und damit die Bandenstrukturen aufzubrechen“, erinnert sich von Stebut. Zuversichtlich ist er, was die weitere Entwicklung der Einrichtung als sozialer Katalysator des Stadtteils angeht: „Die Grohner Düne ist unsere Wirklichkeit, aber auch unsere Herausforderung!“

Doch von Stebut und sein Team haben mehr im Auge als nur Vegesack und umzu: Mit den neu gestalteten Räumlichkeiten und dem attraktiven Eröffnungsprogramm rechnen sie sich gute Chancen aus, ihr Projekt auch überregional als Kulturzentrum zu etablieren. Und damit natürlich auch Bremens Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt voranzutreiben.

Till Stoppenhagen

Alle Daten fürs Gala-Festprogramm: siehe ku-tips

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen