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Geld oder Liebesentzug

Hannover 96 versucht derzeit das kaum kittbare Verhältnis zwischen Präsident Martin Kind und Coach Ralf Rangnick aus den Schlagzeilen zu verbannen – gelingen soll dies mit Transferspekulationen

Hannover taz ■ Im Grunde dürfte 96-Präsident Martin Kind zufrieden auf die Performance seines Vereins blicken. Seit dem Aufstieg vor zwei Jahren geht es beinahe stetig bergauf. Wären da nur nicht die kleinen Kursschwankungen durch die ständig wiederkehrenden Querelen zwischen ihm und dem erfolgreichen Coach Ralf Rangnick. Kommunizierten sie vor einem guten Jahr vorzugsweise per SMS ihre unterschiedlichen Ansichten, sind sich die beiden selbst im inzwischen wöchentlich installierten persönlichen Gespräch kaum näher gekommen.

Der erfolgsorientierte Unternehmer Kind, den Tabellenstände am ehesten an Aktienkurse erinnern, und der ausbildungsfreudige Trainer mit den Langzeitkonzepten kommen nur schwer zusammen. Nicht, dass Rangnick etwas gegen Erfolg hätte. Für den benötige er, wie jüngst erklärt, eine Perspektive vom Verein: „Wir müssen klären, wie es über das Jahr 2004 hinaus weitergeht. Geht der Trend dahin, Spieler für wenig Geld zu holen? Dann müssen wir im Vorfeld festlegen, dass wir uns als Ausbildungsverein sehen.“

Eine Option, die ihm weder fremd noch unlieb wäre. Gleichwohl zeigt Rangnicks nur schwer zu kaschierendes Interesse an einer Trainertätigkeit bei Hertha BSC, dass er gern auch finanziell ganz oben mitspielen würde. Die Verheimlichung seiner Ausstiegsklausel, die dann im Urlaub des Coaches in einer Vereins-Pressemitteilung aufgedeckt wurde, spricht zumindest dafür, dass Rangnick in Ruhe bis zum Ende der Saison in Hannover weiterarbeiten möchte.

Auch aus Sorge davor versucht Martin Kind, nun noch drei neue Spieler für die Rückrunde und als Ersatz für Jan Simak zu verpflichten. Für den Verein, der zum Saisonende ein Defizit von zwei Millionen Euro erwirtschaftet, ist dies die einzige Möglichkeit, Kind wie Rangnick zu befriedigen. In der Mitte werden sich beide wohl nicht mehr treffen. Ansprüche wachsen in Hannover schneller als Geld.

OKE GÖTTLICH

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