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Ende eines Dienstwagens

Zwischen Tränen und Visionen: Waldau-Intendant Michael Derda über die Zukunft seines Hauses

Bremen ohne Waldau-Theater? Da könne man ja auch die Stadtmusikanten abmontieren und durch eine Beuys‘sche Filztafel ersetzen – meint Michael Derda, der auf Einladung von „Freizeit 2000“ gestern in der Stadtwaage auftrat. Zwei Jahre noch läuft Derdas Intendatenvertrag. Wenn es jedoch keine anderweitigen Signale gebe, müsse er Ende Februar den Gesamtbetrieb einstellen.

Seine Verantwortung als Ko-Geschäftsführer hat Derda bereits abgegeben, angeblich auf eigenen Wunsch. Schließlich könne man dem Verwaltungschef eines Krankenhauses auch nicht sagen: „Nehmen Sie mal den Blinddarm raus.“ Er selbst habe stets betont, von Zahlen keine Ahnung zu haben, „und dabei hat mich die Stadt immer gedeckt“. Deswegen sei es nun „unfair ohne Ende“, ausgerechnet ihn für die Misere verantwortlich zu machen. Derda: „Das zerstört mich.“ Vielleicht bleibe nur ein „Sprung in die Weser“.

Aber noch teilt Derda kräftig aus. „Den Hattig [Ex-Wirtschaftssenator Josef Hattig], der eigentlich in die Kiste gehört, den müsste man sich packen“, und außerdem per Justiz gegen die Theater-Abwicklung bei gleichzeitiger Förderung des Spaceparks vorgehen. Die ZuhörerInnen empören sich mit Derda über infame Intrigen, sind gerührt, als ihm die Stimme nachhaltig versagt – und doch ganz Ohr, als ein Pressevertreter fragt, wie dass denn nun mit dem Jaguar-Dienstwagen sei. Dabei handele es sich lediglich um einen Volvo, stellte Derda klar, und den habe er sich bereits aus dem Vertrag streichen lassen. Den Jaguar hingegen fahre er privat.

Und was steckt nach Derdas Ansicht wirklich hinter dem Schließungsbeschluss? „Die SPD will sich auf unsere Kosten profilieren.“ Außerdem wecke die Immobilie Begehrlichkeiten, sagte Derda – und skizzierte seinerseits die Vision eines großzügigen Platzes vor dem Theater. Dessen Eingang müsste passend verlegt werden, um, flankiert von Cafés, entsprechend wirken zu können. Gespräche mit den Besitzern der abzureißenden Häuser gebe es bereits.

Zurück zum Konkreten: Derweil arbeitet laut „Nordwestradio“ eine Kommission unter Beteiligung von Goetheplatz-Geschäftsführer Dünnwald an der Rettung des Waldau. HB

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