: vorlauf kunst Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Noch bis einschließlich Samstag zeigt der Schweizer Beat Zoderer in der Galerie Markus Richter seine erste Einzelausstellung in Berlin. Filigrane Arbeiten aus Wolle, Gummibändern, Tesastreifen und anderen Büromaterialien stehen einer nahezu monströsen Biegemaschine gegenüber, aus der sich zu beiden Seiten 120 Meter Stahlblechstreifen quälen. Ein gelungener erster Auftritt, möchte man meinen, da die Sammlung DaimlerChrysler gleich mehrere der zierlichen Kleinformate aus der Reihe „Stücke oder zwölf kurze Bemerkungen zur Malerei“ kaufte. Gemaltes sucht man hier allerdings vergeblich. Darüber klärt der Künstler auch gleich im Eingangsbereich neben der raumgreifenden Installation auf, wo „Die wirklich Allerletzte“ Farbtube Zoderers, bis zum letzten Tropfen ausgequetscht, gezeigt wird. Im hinteren Teil des Raum ist die noch komplette Stücke-Reihe zu sehen. Mit der vermeintlichen Klarheit von drei ineinander geschobenen farbigen Sichthüllen oder bunt gemischten, schmuck auf Leinwand geleimten Gummibändern erinnern diese Arbeiten einerseits an die strenge Geometrie Mondrians, andererseits an die ironischen Verschiebungen Malewitschs. Ob nun die Biegemaschine oder der ironische Einsatz von Büromitteln: die Ausstellung gleicht einem kafkaesken Frühlingsspaziergang durch den farbenfrohen Irrgarten des Beherrschungswahns. In der Galerie Paula Böttcher stellt Maren Roloff aus, deren Arbeiten ebenfalls auf den ersten Blick recht lustig anmuten. Die naive Niedlichkeit ihrer Malerei weicht bei genauerer Betrachtung allerdings einer drückenden Fülle an Frohsinn und Perspektiven, die muffigen Kitsch als Lebenslüge, zumindest aber als Traum von einem glücklichen Leben in einer gestörten Welt entlarvt.
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