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Nassforsche Töne

Tabellenführer Werder Bremen geht mit prallem Optimismus in die Rückrunde. Hertha erster Gegner

Bremen taz ■ Ein Gespenst geht um an der Weser: Was Fans, Aktive und Verantwortliche des SV Werder Bremen derzeit fürchten, ist das Gesetz der Serie. Die bislang so erfolgreich spielende Mannschaft könnte ja, wie in der letzten Saison und wie viele Male vorher, nach der Winterpause „einbrechen“, vulgo: Pech haben, schwächeln, verlieren.

Als erster Gegner in der Rückrunde kommt am kommenden Samstag das „Kellerkind“ Hertha BSC Berlin nach Bremen. Ebendort hatten die Hauptstadt-Kicker im Dezember – noch unter dem glücklosen, mittlerweile aus seiner Funktion gegersterten Huub Stevens – eine demütigende 1:6-Klatsche im DFB-Pokal bezogen. Für Stevens Nachfolger Hans Meyer ist der Auftritt in Bremen seine Premiere als oberster Hertha-Motivator. Meyer feuerte sogar seinen Stürmer Fredi Bobic aus der Mannschaft, um ein Zeichen zu setzen, nur um ihn sofort wieder in den Kader zu berufen, nachdem sich Alternative Luziao im Testspiel einen Adduktorenabriss zuzog. In der Hansestadt muss man sich also auf einen heißen Nationalspieler gefasst machen.

Was jedoch in Bremen neu ist in diesem Jahr: Die Mannschaft, die die Tabelle über die Winterpause mit vier Punkten Vorsprung vor Bayern München angeführt hat, spricht nassforsch und offensiv von der Meisterschaft. Und zwar nicht nur der brasilianische Stürmer Ailton, von dem man vorlaute Töne gewohnt ist: „Ich bin bereit, Meister zu werden. Ich gebe alles, will immer gewinnen und an erster Stelle sein“, sagte Ailton, der gerade einen Muskelfaserriss auskuriert hat, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Doch selbst Sportdirektor Klaus Allofs, gemeinhin eher ein rhetorischer Leisetreter, liebäugelt ganz offensiv und aufreizend mit dem Titelgewinn. Zwar gebe er die Favoritenbürde gerne an die Bayern ab, sagte Allofs am Wochenende der BamS, „aber wir können es schaffen, Meister zu werden – und wir glauben an uns, das macht uns stark.“

In dieser Woche wartet auf Allofs allerdings noch eine andere Hürde: Die Vertragsverhandlungen mit Stürmer Ivan Klasnic, der unter anderem auch vom HSV umworben wird, sollen endlich zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden. Das Trauma aus der Hinrunde, als Schalke-Manager Rudi Assauer den Bremern im Handstreich Ailton und Mladen Krstajic wegkaufte, wirkt immer noch nach.

Ansonsten ist Werder Bremen auch über die Winterpause seiner wenig skandalträchtigen Art treu geblieben. Größter Aufreger während der vergangenen Wochen war eine Meldung, nach der die Bremer ihren Hauptsponsor wechselten und demnächst das Logo des koreanischen Automobilherstellers KIA auf den Trikots prange. Das Werder-Management dementierte postwendend, knapp und trocken. Gut bremisch eben. jox

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