: Vorwürfe oberflächlich und haltlos
betr.: „Taten der Täter thematisieren“, Leserinbrief von Iris Weiss, taz vom 26. 2. 03 zu „Im Waggon zurück in die Vergangenheit“, taz vom 28. 1. 03
Die von der Autorin gegen die Aktion der Jugendlichen unseres Vereins gerichteten Vorwürfe sind aus folgenden Gründen oberflächlich und vollkommen haltlos:
1. Der 27. Januar wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum offiziellen „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ erklärt (nicht etwa zum Gedenktag an die Taten der Täter). Wir möchten der Autorin hiermit nahe legen, sich die Rede von Herrn Herzog anzuschauen, um sich den Sinn dieses Tages einmal mehr ins Bewusstsein zu rufen. Den Jugendlichen geht es in der Aktion vor allem darum, die Erinnerung an die Verbrechen des NS wach zu halten und in den Alltag der heute lebenden Generation zu tragen – auch mit dem Ziel, zum Hinsehen und Eingreifen bei heutigem Unrecht anzuregen.
2. Der Jude Max Herrmann war 1942 75 Jahre alt und musste von daher keine Zwangsarbeit leisten. Für den Besuch der Staatsbibliothek hatte der Wissenschaftler eine Sondererlaubnis erhalten. Wenn die Autorin des Leserbriefes einen Blick in die Ausstellung der Jugendlichen geworfen hätte, bevor sie sie kritisiert, hätte sie dies gewusst. Dann hätte sie auch gesehen, dass die Jugendlichen die für Juden gesperrten „Bannbezirke“ genauestens in der Ausstellung dargestellt haben. Die Geschichte über Max Herrmann ist nachzulesen in: Ruth Mövius: Das Vermächtnis Max Hermanns. In: Theater der Zeit, 15. Jg. 1960, Nr. 9, Berlin (DDR), S. 37–40.
3. Die korrekte Antwort auf die Frage nach dem jüdischen Bevölkerungsanteil (0,9 %) ist in dem Artikel, auf den sich die Autorin bezieht, mit 0,3 % falsch wiedergegeben. Im Fragebogen der Jugendgeschichtswerkstatt ist die Zahl korrekt.
4. Wenn Frau Weiss denn unbedingt das Engagement junger Leute öffentlich verreißen muss, dann sollte sie sich zuvor bei den Veranstaltern informieren oder besser die Aktion selber besuchen. Als nachdenkende Person sollte man heutzutage eigentlich wissen, dass Presseartikel, egal welcher Zeitung, nie vor Fehlern und Ungenauigkeiten gefeit sind.
5. Konstruktive Kritik, die uns in unserem Lernprozess unterstützt und weiterbringt, nehmen wir jederzeit gern mit offenen Ohren entgegen. FRANZISKA DANZ,
Vorstand Miphgasch/Begegnung e. V.
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