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Ortega verlässt Venezuela

Der Organisator des zweimonatigen Generalstreiks fliegt ins Exil nach Costa Rica

BUENOS AIRES taz ■ Eskortiert von Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag ließ sich der venezolanische Regierungsgegner Carlos Ortega am Donnerstag zum Flughafen von Caracas fahren. Die Sicherheit des Streikanführers schien an erster Stelle zu stehen. Dabei dürfte die Regierung von Präsident Hugo Chávez froh sein, Ortega loszuwerden – zumindest vorläufig. Denn Ortega flog ins Exil nach Costa Rica.

Vor zwei Wochen suchte Ortega in der Botschaft Costa Ricas in Caracas Unterschlupf, nachdem ein Richter seine Freilassung aus der Haft angeordnet hatte. Ortega war verhaftet worden, weil er beschuldigt wurde, den zweimonatigen Streik in Venezuela angezettelt und damit für zivilen Aufruhr gesorgt zu haben. Der Streik hatte Venezuela von Anfang Dezember bis Anfang Februar lahm gelegt – mit dramatischen wirtschaftlichen Folgen.

In der Tat: Carlos Ortega hatte hoch gepokert. Der Chef des Gewerkschaftsdachverbands CTV wurde während des Streiks nicht müde, Präsident Chávez einen „Feigling“, „Faschisten“ und „Faulenzer“ zu nennen. Ortega weigerte sich auch dann noch, den Streik abzublasen, als in Caracas die Versorgung kritisch wurde. Der streitbare Streikorganisator war sich sicher, Chávez aus dem Amt zwingen zu können. Aber er hatte Chávez unterschätzt. Nach zwei Monaten musste er die Barrikaden räumen und fand sich kurz darauf im Gefängnis wieder. In einem Brief, den er venezolanischen Zeitungen bei seiner Abreise übergab, dankte er der Regierung Costa Ricas, dass sie ihm „in diesen schwierigen Moment meines politischen Lebens“ helfe, und verkündete seinen Landsleuten: Das Ende ist nah, „der Tyrann kommt nicht durch“. INGO MALCHER

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