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ritter riesig und oche alaafPeinlichkeiten zur Prime Time

Es war ein grausamer Abend in der ARD: Als Bremens Bürgermeister sich nach zwei Stunden Aachener Karnevals-Pein endlich anschickte, zum 54. Ordensritter „wider den tierischen Ernst“ geschlagen zu werden, hatte man als Fernsehzuschauer am Sonntag das Schlimmste schon überstanden. Dünne Witzchen, peinliche Pointen. Willi Lemke, der als Kultursenator begrüßt wurde. Und närrische Politiker von Westerwelle bis Simonis, die zur prime time als Schauspieler dilettierten. Oche Alaaf.

Henning Scherf schließlich gab, zähnefletschend und mit blondgelockter Perücke, den „Roland aus Bremen“. Als solcher tat er sich unter anderem mit lustigen Vorschlägen zur Föderalismus-Reform hervor: Von wegen Länder zusammenlegen, haspelte Scherf vom Blatt: Es wäre besser, „wir teilten Länder – das wäre ein probates Mittel gegen Politikverdrossenheit“. Oche Alaaf.

Dann sprengte „Ritter Riesig“ – der einzig wirklich witzige Moment des Abends – die Inszenierung, indem er dreist sein Ritter-Verließ verließ, unbeholfen ins Publikum stolperte und irgendeine dort sitzende Nase mit „hey Kanzler“ anquatschte. Doch schade: Mit den leiseren, hintergründigeren seiner Schüttelreime erntete Scherf nur matten Applaus. Oche Alaaf.

Den ganzen Abend über hatte sich der Bremer zusammengenommen und tapfer in die Kamera gegrinst. Doch als Laudator und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sich dazu verstieg, Scherfs Klaviergeklimper als konzertreifes Solistenspiel zu bezeichnen, fiel die Lachmaske doch ab. Und für einen kurzen Moment hingen seine Gesichtszüge nachgerade merkelianisch tief herunter. Oche Alaaf. jox

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