tempodrom: Als wäre es der Bankenskandal
Jetzt also ein „Untersuchungsausschuss Neues Tempodrom“, ganz so, als habe man es mit schwergewichtigen CDU-Bankenskandal-Akteuren à la Landowsky zu tun. Sicher, Bausenator Peter Strieder hat nichts ausgelassen, damit das Kulturzelt in seinem Wahlkreis hochgezogen wird, hat Geld locker gemacht, um den Bau zu finanzieren, und als der auf der Kippe stand, für ein paar Millionen Mark Zuschuss gesorgt. Das riecht für CDU und FDP nach Filz und merkwürdig großem Interesse, nach Veruntreuung und Elefantenkacke. Ob es am Ende im Neuen Tempodrom stinkt, Peter Strieder gehen muss, was die eigentliche Absicht der Opposition ist, wird man abwarten müssen. Klar ist nur, dem Bausenator fällt seine Predigt vom „Mentalitätswechsel“ selbst vor die Füße. Aber klar ist auch, dass die Fakten längst auf dem Tisch liegen.
KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Denn weder ist neu, dass der Senator sein politisches Lieblingskind nach Kreuzberg geholt hat, noch ist neu, mit welchen Summen er es aufgerüstet hat. Fakt ist auch, dass das Tempodrom eine Bürgschaft gezeichnet hat – ohne Sicherheiten. Und offenkundig ist schließlich, dass das Land eine teure Immobilie unter seine Fittiche nahm, um den Kulturstandort nicht zu opfern.
Ist die Aufgabe des neuen Untersuchungsausschusses, dies noch einmal zu rekapitulieren, dann versenkt er die so genannte Affäre im Detail. Womöglich fällt den Hauptanklägern der Angelegenheit, Zimmer (CDU) und Lindner (FDP), dann eines dieser Details trotzdem auf die Füße, womit sie nicht gerechnet haben. Nämlich dass außer Strieder noch Senatoren aus der Union an dem „Skandal“ beteiligt waren. Zum so genannten Bumerang wird sich das zwar nicht ausweiten. Aber es rückt die Verhältnisse aus der schwarz-roten Zeit wieder gerade.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen