unterm strich:
Der Streit über Thor Kunkel spitzt sich zu. In einem offenen Brief hat der Autor dem Spiegel nun „Rufmord“ vorgeworfen. Ein Bericht in der jüngsten Ausgabe des Magazins liefere „ein völlig verzerrtes Bild“ seiner Person, so Kunkel. In dem Artikel von Henryk M. Broder sei „aus unautorisiertem Material“ zitiert worden, nur um ihn „als verkappten Rechten und Revisionisten“ darzustellen, und kein Unterschied zwischen der Meinung des Autors sowie fiktiven Aussagen seiner Romanfiguren gemacht worden. Der Rowohlt-Verlag hatte Kunkels umstrittenen Roman um eine angebliche Porno-Produktion während der Nazizeit kurz vor der Veröffentlichung zurückgezogen. Der Eichborn-Verlag, wo das Buch jetzt erscheinen soll, kann dagegen „nichts ideologisch Anrüchiges“ an dem Text entdecken, wie dessen Chef Wolfgang Hörner sagte. Rowohlt-Verlagsleiter Alexander Fest war bislang nicht zu einer Stellungnahme bereit.
Am Sonntag ist in Istanbul der türkische Rocksänger Cem Karaca gestorben. Er war einer der Begründer des so genannten „Anadolu Rock“, wie die türkische Rockbewegung der 70er-Jahre genannt wurde, die Motive aus der Volksmusik mit westlichem Psychedelik-Rock verwob. Seine größten Erfolge feierte Cem Karaca Anfang der Siebzigerjahre gefeiert. Vor dem Militärputsch flüchtete er 1980 nach Deutschland, wo er sogar eine Platte mit deutschen Texten aufnahm. 1987 kehrte er in die Türkei zurück, wo er und andere Pioniere des „Anadolu Rock“ in den Neunzigern ein Revival erlebten. Bis zuletzt trat der Sänger im Szene-Viertel Beyoglu regelmäßig in Rockbars auf, stets mit charakteristischem Schlapphut und in Schlaghosen. Nach Angaben seines Sohnes Emrah starb Cem Karaca im Alter von 58 Jahren an Herz- und Lungenversagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen