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berliner szenen Katjes à la „Taxi Driver“

Ab ins Casino

„Es gibt nur gelbe Katjes“, sagt der Verkäufer im Kellerloch vorm Arsenal, das dieses Jahr mit ollen Sofas eine Lounge imitiert. „Es gibt auch rote Katjes, du kleines Arschloch, und die will ich haben“, höre ich mich schon sagen, aber ich bin ja kein Schauspieler, keiner aus „Die Spielwütigen“. Die lernen so was in der Schauspielschule, beschimpfen sogar ihre Eltern, als wären sie der „Taxi Driver“ persönlich, wie er vor dem Spiegel steht und brüllt: „Are you fuckin’ talking to me?“

„Ihr habt nur die gelben, es gibt aber auch welche in roten Tüten, und du bringst mir jetzt sofort eine rote, sonst mach ich dich alle.“ In Wirklichkeit frage ich brav nach dem Preis, gebe dem Kerl die 80 Cent und trolle mich in den tollen Ramones-Film. Dede oder Joey Ramone hätten sich das nicht gefallen lassen – aber die haben ja auch ganz andere Drogen als Katjes genommen.Von wegen Spielwütige: Im Casino neben dem Berlinale Palast kann man direkt neben den Rolltreppen gemütlich Milchkaffee für 2,30 Euro trinken, ohne die doofe Sat.1-Kneipe daneben zu betreten. Die irre Berlinale ist plötzlich ganz weit weg. Spielwütige stehen stumm vor den elektronischen Daddelautomaten, und wenn sie gewinnen, macht das Kleingeld schön laut klimbim, weil die Schächte aus Metall sind. An der Spielgeldumtauschkasse holt man sich dann einen Plastikbecher für den Gewinn. Eine prima Alternative zur Folter in der Schauspielschule, Spielwütige! ANDREAS BECKER

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