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Vom Embryo zum Ersatzteillager

Erstmals ist es Forschern gelungen, aus einem geklonten menschlichen Embryo Stammzellen für Herstellung von neuem Gewebe zu gewinnen. Deutsche Politiker fordern internationales Klonverbot

BERLIN taz ■ Für die Stammzellforscher ist es ein Durchbruch. Südkoreanischen Wissenschaftlern an der Nationaluniversität Seoul gelang es jetzt erstmals, einen menschlichen Embryo zu klonen und daraus eine Stammzelllinie zu entwickeln. Zur Herstellung der Embryonen hätten sie die gleiche Methode genutzt, mit der schon das schottische Klonschaf Dolly geschaffen wurde, berichtete der Projektleiter Woo Suk Hwang in dem Wissenschaftsmagazin Science.

Das sei zweifellos eine „wissenschaftliche Premiere“, sagte der Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins, Donald Kennedy. Um diese Methode zur Heilung von Krankheiten bei Menschen einzusetzen, müssten jedoch noch „wichtige wissenschaftliche Hürden überwunden werden“. So wird unter anderem befürchtet, dass die embryonalen Stammzellen im Körper unkontrolliert weiterwachsen und sich in Tumore verwandeln.

Es ist nicht das erste Mal, dass menschliche Embryonen geklont wurden. Vor vier Jahren schon will eine chinesische Forscherin nach eigenen Angaben entsprechende Experimente durchgeführt haben. Ein Jahr später entwickelten US-Forscher Klonembryonen. Sie isolierten jedoch nicht wie die Südkoreaner Stammzellen.

Während von den Befürwortern der Forschung mit Embryonen die südkoreanischen Ergebnisse als Hoffnungsschimmer für die Entwicklung neuer Therapien begrüßt wurde, warnten Politiker der Grünen und der CDU vor der weiteren Entwicklung und forderten die Bundesregierung auf, sich rasch für ein internationales Verbot sowohl des therapeutischen als auch des reproduktiven Klonens einzusetzen. Es habe sich gerächt, dass die Vereinten Nationen (UN) die Verhandlungen über eine internationale Klonkonvention unterbrochen haben, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Reinhard Loske.

Für Maria Böhmer, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, sind die Berichte über die südkoreanischen Experimente zwar „spektakulär, aber dennoch kein überraschendes Ergebnis“. Dass dies eines Tages möglich sein würde, „war abzusehen“. Auch sie mahnte ein internationales Klonverbot an.

Die bei den UN vorerst gescheiterten Verhandlungen sollen jedoch erst im Herbst wieder aufgenommen werden. Es ist aber fraglich, ob sich eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten auch für ein Verbot des therapeutischen Klonens aussprechen wird. WOLFGANG LÖHR

wirtschaft und umwelt SEITE 8

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