baldin zum sammeln: Gefahren trotzen
Ein schöner Satz: „Es ist nichts in Gefahr.“ Gesagt hat ihn Kulturstaatsministerin Christina Weiss, geflissentlich notiert hat ihn die Deutsche Presseagentur. Und nichts, das bezieht sich nicht auf die Schätze des irakischen Nationalmuseums, die auf bestem Wege zu obskuren Antiquitätensammlern sind. Nichts bezieht sich auf 364 Kunstwerke, die Victor Baldin 1945 entdeckt, aber nicht erbeutet hat: Sprich, auf den im Krieg ausgelagerten Bestand der Bremer Kunsthalle, der am 29. März fast heimgekehrt wäre. Und genau genommen bezieht sich’s auch nur auf den Teil von ihm, der bedroht ist– nämlich nichts. Indizien für die Nullität der Gefahr laut Weiss: Erstens hat sie just gestern die Archivare der Föderation mit einem Stapel alter Zeitungen beglückt, der Kooperationswege ebnet. Und zweitens habe sich ihr Amtsbruder Michail ‚Rückgabewilli‘ Schwydkoi in der Baldin-Frage „sehr weit herausgelehnt“ – sogar „bis hin zu einer Rücktrittsdrohung“. Herausgelehnt – zurück treten? Ein Sprachspiel! Denn wer in besagter Situation nicht vor- sondern zurücktritt, ist aus dem Schneider. Was aber will Weiss so sanft ironisch bedeuten? Schwingt da Spott mit über die Querelen des Kollegen? Oder will die Äußerung als Kommentar zur Schröders Beschlussdurchpeitsch-Kultur gelesen sein? Den Sinn des Statements belässt die Literaturwissenschaftlerin im Bereich des Rätsels. Fest steht nur: Richtig gefährlich war’s nicht. bes
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