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Der Mann, an dem die Geister sich scheiden

Mohammad Dahlan, designierter palästinensischer Innenminister, ist Arafat ein Dorn im Auge

Ganz besonders „unglücklich“ zeigte sich Palästinenserchef Jassir Arafat über die Entscheidung des designierten Premierministers Abu Masen, das Amt des künftigen Innenministers mit Mohammad Dahlan zu besetzen. Der ehemalige Chef des Sicherheitsdienstes in Gaza ist Arafat seit vergangenem Herbst ein Dorn im Auge.

Damals quittierte er sein Amt als Sicherheitsberater aus Protest gegen die Verzögerung interner Reformen. Bereits im Sommer hatte er angekündigt, sich aus seinem langjährigen Amt zurückzuziehen, um, wie er sagte, über seine berufliche Zukunft nachzudenken. Damals versicherte er dem Palästinenserchef seine Loyalität, „solange die Israelis gegen ihn sind“. Nun gilt er als Haupthindernis für einen Kompromiss zwischen Abu Masen und Arafat mit Blick auf die Bildung der künftigen palästinensischen Regierung. Gestern erklärte Abu Masen die Kabinettsbildung für gescheitert.

Im Gegensatz zu seinem Amtskollegen im Westjordanland, Dschibril Radschub, der bereits vor einem Jahr unter Protest der Mitarbeiter seiner Behörde von Arafat abgesetzt wurde, genoss Dahlan bis zu seinem Rücktritt das Vertrauen des Palästinenserchefs. Der endgültige Bruch zwischen den beiden Männern folgte auf die Ermordung eines palästinensischen Polizeikommandanten durch Aktivisten der islamisch-fundamentalistischen Hamas in Gaza. Dahlan nannte den Zwischenfall eine „Frage von Tod und Leben“ und eine „offene Herausforderung der Autonomiebehörde“. Doch Arafat lehnte eine offene Konfrontation mit den Fundamentalisten ab.

Abu Masens 42-jähriger Favorit für das Innenministerium wurde, wie der designierte Premierminister selbst, lange als möglicher Nachfolger für Arafat gehandelt. Sollte der Konflikt zwischen Abu Masen und Arafat doch noch glimpflich beigelegt werden und Arafats Fatah-Partei eines Tages einen neuen Parteichef wählen, könnten die beiden zu Konkurrenten werden.

Dahlan genießt gegenüber seinem heutigen Gönner den Vorteil, dass er zu der jüngeren Generation der Palästinenser gehört, die den Beginn der ersten Intifada nicht im Exil erlebt haben. Der im Flüchtlingslager von Chan Junis aufgewachsene Dahlan gehörte zu den führenden Aktivisten der Fatah im Gaza-Streifen, wurde zu Haftstrafen verurteilt und schließlich des Landes verwiesen. Nach der Unterzeichnung der Osloer Friedensvereinbarungen kehrte er mit Arafat, der ihn zum Sicherheitschef machte, nach Gaza zurück, wo er eine breite Basis hat.

„Wenn heute ein Palästinenser unter meinem Fenster vorbeigeht und ein Attentat in Tel Aviv plant, werde ich ihn nicht aufhalten“, sagte er in einem Interview mit der taz vor eineinhalb Jahren. Angesichts der neuen Besatzung sah er sich nicht länger an die Osloer Verpflichtungen gebunden. Trotz seiner Frustration über das israelische Militär gilt Dahlan, dessen damaliger Stellvertreter auf der israelischen Liste gesuchter Terroristen stand, in Jerusalem als pragmatischer Verhandlungspartner. Mehr als einmal warnte er Arafat vor kontraproduktiven Entscheidungen, etwa einer einseitigen Ausrufung des Palästinenserstaates. Dahlan hat einen klaren Blick für das, was möglich ist, und er ist geduldig, wohl wissend, dass seine Zeit, egal wie der aktuelle Konflikt ausgeht, kommt.

SUSANNE KNAUL

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