Embryonenforschung in der EU: Täuschungsmanöver?
Die EU-Kommission will jetzt Fakten schaffen. Lange wurde darum gerungen, ob die EU Fördermittel für die umstrittene embryonale Stammzellforschung ausgeben darf. Obwohl in einigen EU-Mitgliedsstaaten keine Embryonen für die Stammzellgewinnung getötet werden dürfen – so auch in Deutschland –, hatte die EU-Kommission sich für eine Förderung ausgesprochen. Ein bis Ende des letzten Jahres geltendes Moratorium war ausgelaufen, ohne dass sich die Forschungsminister einigen konnten, wie es weitergehen soll. Diese Lücke nutzt nun die Kommission, um in die Förderung einzusteigen. Gibt es im Fachministerrat nämlich keine Einigung, kann die Kommission ihren Vorschlag umsetzen. Das sagt das EU-Recht.
Am Mittwoch dieser Woche nun hat die EU-Kommission verkündet, sie werde zwar Forschungsprojekte fördern, die mit embryonalen Stammzellen arbeiten. Für die Gewinnung der Stammzellen werde kein Geld zur Verfügung gestellt, heißt es in der „Informationsnote“. Nur die Forschung an bereits bestehenden Zelllinien sei förderwürdig. Nur eine Täuschung? Denn eine Stichtagsregelung existiert nicht. Praktisch heißt das: Morgen stelle ich mir meine Stammzellen her und übermorgen stelle ich den Förderantrag. WLF
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