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Ärger mit der Abschlepp-Abzocke

Parken auf Privatgrund kommt teuer: Wie sich der private Abschleppspezialist Toetrans die Parkraumnot vergoldet.Auch Kurzparker kommen an den Haken, Fahrzeuginsassen werden hemmungsfrei fotografiert

Von Marco Carini

Marius J. kann noch immer nicht glauben, was ihm am Abend des 13. Januar auf einer Shell-Tankstelle in Altona widerfuhr: „Ich war nur ein paar Minuten im Tankshop, um einzukaufen“, berichtet der 23-Jährige. Seinen Wagen hatte er in dieser Zeit auf dem Tankstellengelände geparkt, „etwas abseits neben dem Autostaubsauger, um die Anfahrt von tankwilligen Autofahrern nicht zu behindern“.

Als der Jurastudent zu seinem Fahrzeug zurückkam, konnte er beobachten, wie eine ihm fremde Person ein Formular unter den Scheibenwischer klemmte. Die Lektüre verschlug ihm die Sprache: Für „Vorbereitungsarbeiten zum Entfernen eines widerrechlich abgestellten KFZ auf Privatgrund“ solle er innerhalb von zehn Tagen 46,40 Euro an die Firma „Toetrans GmbH“ überweisen. Bei Verzögerung sei mit „erheblichen Mehrkosten“ zu rechnen, verriet das Schreiben, dem ein entsprechender Kostenträger beigefügt war.

Das Erlebnis von Marius J. ist kein Einzelfall. Ob auf dem Gelände des Bahrenfelder Gaswerks, vor dem Wein-Import „Dabro“ in der Ludwigstraße oder auf verschiedenen Supermarkt-Kundenplätzen – überall in Hamburg ist die Toetrans aktiv. Die Mitarbeiter des selbst ernannten „Spezialisten zum Entfernen unrechtmäßig parkender Fahrzeuge ohne Kosten für den Parkplatzhalter“ versehen täglich hunderte Fahrzeuge, die auf privatem Gelände parken, mit privaten Knöllchen oder lassen sie abschleppen. Die Firma lässt sich dazu von den privaten Parkraum-Pächtern „in einem Rahmenvertrag“ mit der Erlaubnis ausstatten, jederzeit unberechtigt parkende Fahrzeuge zu entfernen – und die dafür fälligen Kosten des Fahrzeughalters in die eigene Tasche zu stecken.

Die Erlaubnis zum Schleppen ist eine Lizenz zum Geld drucken. Denn für ihre „Bemühungen“ verlangt die Toetrans saftige Beträge: So berechnet die in Rothenburgsort ansässige Firma für die Abschlepp-Vorbereitungen je nach Fahrzeugtyp zwischen 46 und 232 Euro, für erfolgte „Fahrzeugversetzungen“ gar zwischen 145 und 580 Euro – Nacht- und Feiertagszuschläge von 20 bis 25 Prozent der jeweiligen Summe kommen teilweise noch obendrauf. Wer nicht umgehend zahlt, dem drohen weitere Kosten für Halteranfrage und Mahnungen – schließlich wird ein Inkasso-Unternehmen beauftragt, das Geld einzutreiben.

Bei der Ausübung dieses lohnendes Geschäfts gehen die Toetrans-Mitarbeiter nicht zimperlich vor. Viele Geschädigte beklagen sich darüber, dass sie schon nach einem Kurzhalt von wenigen Minuten die Kostenträger auf ihrer Windschutzscheibe entdecken mussten oder gar ihre Wagen am Abschlepphaken wiederfanden. Auch scheuen sich die Toetrans-Mitarbeiter nicht davor, die Insassen eines falsch geparkten Fahrzeuges ungehemmt zu fotografieren. „Keiner macht das so exzessiv wie wir“, prahlt Toetrans-Geschäftsführer Carsten Wollesen am Telefon.

Das Geschäftsgebaren der Toetrans spielt sich in einer rechtlichen Grauzone ab. Ulrike Horstmann vom Rechtsanwaltsbüro „Schulterblatt 124“ bezweifelt, „dass die Kostenbescheide und die Methoden der Firma verhältnismäßig sind“. Grundsätzlich aber habe der Mieter eines Privatparkplatzes das Recht, unrechtmäßige Fremdparker abschleppen zu lassen. „Doch wer etwa Abschleppvorbereitungen berechnet, ohne wirklich einen Abschleppdienst zu informieren, wird Probleme bekommen, seine Rechnungen juristisch durchzusetzen“, meint die Anwältin. So etwa im Fall der Rundfunk-Redakteurin Lara L., die unter dem Scheibenwischer ihres Wagens am Vormittag ein auf den Vortag datiertes Überweisungsformular für Vorbereitungs-Kosten des nie erfolgten Abschleppvorgangs vorfand.

Noch klarer ist der Fall bei Knöllchen für Kunden des Parkplatzeigentümers, wie etwa Tankshop-Einkäufer Marius J.. Das hat „keinerlei Rechtsgrundlage“, sagt Horstmann. Die Toetrans wäre verpflichtet gewesen, sich vorher zu vergewissern, dass der Fahrer des parkenden Wagen kein aktueller Tankstellen-Kunde ist“.

Lokaltermin in Rothenburgsort, Grossmannstraße 99, dem Sitz der Toetrans. Hier mag man es eher anonym – weder auf der Gebäudewand noch auf der Eingangstür des Büros gibt ein Firmenschild einen Hinweis auf das Unternehmen. Geschäftsführer Wollesen hat angekündigt, mit der taz über seine Firma zu sprechen – doch statt Infos gibt es nur eine unverblümte Drohung: „Ich weiß mich zu wehren – das können Sie mir glauben.“ Danach folgt, ohne ein weiteres Wort, der umgehende Rausschmiss. Der immerhin ist – ganz Toetrans-untypisch – kostenfrei.

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