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Sieg der roten Jacke

Hamburger SV festigt mit einem 4:0 über den 1. FC Nürnberg seinen UEFA-Cup-Platz. Und darf sogar von der Champions League träumen

von RENÉ MARTENS

Der Mann ist blond, trägt fast immer eine rote Jacke und tritt alle 14 Tage im Stadion am Volkspark als Animateur und Torschützenansager auf. Am Sonnabend hatte er einen besonders anstrengenden Arbeitstag, weil er, im Duett mit dem Fanblock, die Namen der HSV-Torschützen grundsätzlich dreimal herauszuschreien pflegt.

4:0 gewann der HSV gegen den abstiegsreifen 1. FC Nürnberg, macht also zwölf Namensausrufe. So gesehen ließ sich der Erfolg auch als zweistelliger Sieg interpretieren, und für Hamburger Verhältnisse war es ja auch einer, wenn man bedenkt, wie knauserig sie sonst mit Toren sind (Zweitliga-Kandidat Leverkusen hat genauso oft getroffen).

Endlich einmal bot der HSV seinen treuen und engelsgeduldigen Jüngern – 43.600 waren dieses Mal erschienen – „ein Spektakel“, wie Trainer Kurt Jara sich freute, und dann verlor auch noch der FC Schalke, der Mitkonkurrent um einen UEFA-Cup-Platz, sein Heimspiel gegen Bochum, aber unserem Freund mit der roten Jacke war das alles noch nicht spektakulär genug. Deshalb probierte er dieses Mal auch bei Auswechslungen den dreifachen Schrei: in der 72. Minute, als Erik Meijer seinen Dienst antrat, sowie acht Minuten später, als Mehdi Mahdavikia verabschiedet wurde.

Der iranische Auswahlspieler war der überragende Akteur auf dem Feld gewesen: Milan Fukals 1:0 in der 38. und Naohiro Takaharas 4:0 in der 76. Minute hatte er vorbereitet, das 3:0 neun Minuten nach der Pause selbst erzielt. Ähnlich effektiv war dieses Mal ausgerechnet Bernd Hollerbach, der zuletzt bundesweit für seine hooliganeske Spielweise gescholten worden war. Der Metzgersohn hatte am Sonnabend die meisten Ballkontakte.

Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler gab nach dem Spiel zu, dass sich seine Mannschaft auch über eine höhere Niederlage kaum hätte beschweren können. Dabei hatte der FCN in den ersten 20 Minuten noch gefällig kombiniert, doch nach dem ersten Tor brachen die Franken allmählich auseinander. „Danach war nur noch meine Mannschaft auf dem Platz“, sagte Kurt Jara. Erschütternd war die Luftkampfschwäche der Nürnberger. Fukal, Mahdavikia und Takahara erzielten ihre Treffer per Kopf, und nennenswert behindert wurden sie dabei nicht. Den Klassenunterschied erklärte Augenthaler auf etwas eigenwillige Art: „Wenn der Gegner 150 Kilo mehr auf dem Platz hat, ist es schwer, dagegen zu halten.“

Falls der Gästecoach damit sagen wollte, dass der HSV in dieser Saison vor allem von seiner physischen Stärke profitiert, liegt er damit gewiss nicht verkehrt. Ansonsten erschloss sich seine Behauptung kaum: Cristian Ledesma und Bernardo Romeo – die beiden Argentinier hatten das 2:0 vorbereitet respektive geschossen – bespielsweise wiegen zusammen keine drei Zentner.

Das muss aber keinen Fan eines Vereins stören, der jetzt auf Tabellenplatz 5 auf den UEFA-Cup hoffen und von der Champions League sogar ein wenig träumen darf.

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