Wochenübersicht Konzert: Sandra Löhr hört auf den Sound der Stadt
Der alltägliche Sound, der aus dem Radio, den CD-Läden, den Tanzwirtschaften und den Konzerthallen dieser und vieler andere Städte dieser Welt quillt, kommt ja meistens aus dem angloamerikanischen Kulturraum. Das Empire hält seine Kolonien eben gerne mit einer bunten Flut von Musik, Filmen und Coca-Cola bei Laune bzw. bei der Stange. Doch das Empire sind bekanntlich nicht die Vereinigten Staaten von Amerika, wie es Michael Hardt und Antonio Negri in „Empire – Die neue Weltordnung“ analysiert haben. Und das Konzert zur Buchthese könnte man sich beispielsweise gleich heute Abend in Gestalt einer Castingshow mit dem beschwörenden Titel „Popstars“ angucken. Da machen die Mädchen und Jungs irgendwie alle die bei MTV abgeguckten Posen von Britney Spears und Justin Timberlake nach, während kleine Teenies dazu kreischen und sich alle hinterher ganz großartig fühlen. Man kann es natürlich auch lassen und sich in den kommenden Berliner Nächten von den sonstigen Vorteilen der Globalisierung überzeugen. Da wäre zunächst der ehemalige Klassenfeind. Wer nicht immer nur ins Kaffee Burger zur Russendisko gehen will, kann heute auch in die Universal Hall kommen. Aus Russland kommen „DDT“ zu uns, die in ihrer Heimat regelmäßig für überfüllte Stadien sorgen, und beglücken das Berliner Publikum mit echtem russischem Rock. Noch osteuropäischer geht es in der Knorre zu. Zur Finissage der ungarischen Malerin Eva Ghimessy spielen die Transsylvanians, eine vierköpfige Frauenband. Ihr ungarischer Speedfolk ist eine Mischung aus Rap, Ska, Rock, Zigeunertechno und Punk. Und wer es noch östlicher mag, kann ins Bastard gehen und sich von der japanischen Band Odd hysterische elektrische Tanzmusik anhören und den DJs Hito, Keima und Daisuke Pak beim globalisierten Plattenauflegen zusehen.
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