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massenverkehrAmeisenstraßen

Von den Ameisen lernen und stundenlanges, nerventötendes Warten auf verstopften Autobahnen verhindern. Das ist in etwa das Motto, mit dem der Dresdener Verkehrswissenschaftler Professor Dirk Helbig seine im Wissenschaftmagazin Nature veröffentlichte Studie umschrieb. Grundlagen seiner Überlegungen sind die Untersuchungen französischer und belgischer Ameisenforscher. Sie schauten genauer hin, wie die in großen Staaten lebenden Ameisen die komplexen Struturen und Funktionen ihres Zusammenlebens organisieren: Das Geheimnis sind so genannte Pheromone, chemische Markerstoffe, mit denen die Insekten die Nahrungsquelle markieren und die schon bei extrem geringen Konzentrationen und auch über weite Strecken wahrgenommen werden können. Die Ameisen können so ihren Artgenossen den kürzesten Weg zwischen Nest und Nahrungsquelle mitteilen. Gibt es Gedränge und Staus auf der Ameisenstraße, versuchen die Krabbeltiere Alternativstrecken zu finden. Genauso verhält sich auch der gestresste Autofahrer. Wenn es nicht weitergeht, wird es über die Schleichwege versucht – bis es auch dort stockt. „Im Gedränge“, so die Erkenntnis der Wissenschaftler, „regulieren die Ameisen ihren Verkehr mit einer einfachen Abstoßungsreaktion.“ Das ist auch beim Autoverkehr der Fall, könnte man meinen. Doch hier irrt die Wissenschaft. Autofahrer und „einfache Abstoßungsreaktionen“, das passt nun überhaupt nicht zusammen. Für den Autofahrer ist jede Berührung seines Vehikels schon eine kleine Katastrophe – ist der Blechschaden auch noch so klein Selbst der kleinste Kratzer kann zu heftigsten Reaktionen führen. Der Autofahrer ist eben keine Ameise. WLF

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