BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER: PATISSERIE:Prêt-à-MangerCLUB: Watergate
PATISSERIE:Prêt-à-Manger
Seit einer Woche befriedigt in Prenzlauer Berg Meisterkonditorin Stephanie Albrecht, 27, Gelüste nach eleganten Köstlichkeiten. Ihr Konzept: viel Liebe und keine Farb- und Konservierungsstoffe. „Meine Törtchen sind klein, aber fein. Jedes ist von Hand gemacht.“ Eine Kundin betritt den schmucken Laden, sie schaut sich um – und strahlt. „Endlich klassische französische Pâtisserie! Das hat in Berlin wirklich gefehlt!“ In eine Pappbox mit Handtaschenhenkel lässt sie sich einpacken: Zweimal Tarte Tatin (zarte Karamelläpfel auf Blätterteig), ein Törtchen mit Passionsfrüchten, eins mit frischen Himbeeren (Wahnsinn) und noch etwas Herzhaftes, zwei kleine Quiches Lorraines. Die Auswahl kostet Zeit, jedes Teil zwischen 2,40 und 3,10 Euro. Abgesehen vom riesigen Strass-Kronleuchter ist Albrechts Pâtisserie eher schlicht: Rottöne hinter hellem Holz, weißen Tischen und Stühlen sowie zwei gemütlichen (!) Barhockern an der Theke. Zeitungen sind vorhanden. Obwohl Belle and Sebastian „Dear Catastrophe Waitress“ singen, ist der Service erste Klasse. Für Kinder gibt’s Luftballons, angenehm, ganz ohne Logo. Den vorzüglichen Bohnenkaffee (auch zum Mitnehmen) lässt sich Mademoiselle Albrecht aus Italien liefern. Damals in Paris begann sie zu träumen, von ihrem eigenen Laden, einem wie jenem in der Rue Bonaparte im Saint Germain, den sie beim ersten Besuch von weitem für einen Juwelier gehalten. Er gehört ihrem Idol, dem großen Pâtissier Pierre Hermé. Heute kann man unweit des Wasserturms Junge Linke beobachten, wie sie vor lauter Vorfreude auf den Gaumenschmaus ihren Jutebeutel in Albrechts Pâtisserie vergessen. MIA
Rykestr. 39, U 2 Senefelderplatz, Öffnungszeiten: Di–So 10–20 Uhr, www.albrechts-patisserie.de
CLUB:Watergate
Wahrscheinlich lässt’s sich in der Stadt plüschiger, heimeliger oder alternativer clubben – cooler und sehenswürdiger als im Watergate geht das Abtanzen aber garantiert nirgendwo vonstatten. Was am unschlagbaren Standort der Disco direkt an der Spree zwischen Friedrichshain und Kreuzberg liegen mag. Und an den Panoramafenstern, die auf beiden Stockwerken den Blick freigeben auf die historistische Oberbaumbrücke und die Zentrale der Plattenfirma Universal. Musik? Techno, Soul, HipHop mit guten DJs, auf dem unteren Level hart, auf dem oberen smart. Das Publikum ist einzugsgebietsbedingt ostwestlich, die Preise für die Getränke sind anständig. Während der Morgen graut, lässt es sich auf bequemen Sofakissen über den Niedergang der Plattenindustrie räsonieren – während das mächtige Universal-Logo gegenüber seine Farben wechselt und sich in der Spree spiegelt. FRA
Falckensteinstr. 47 a, auf Kreuzberger Seite an der Oberbaumbrücke, U 1/15 Schlesisches Tor, Do–Sa ab 23 Uhr, www.water-gate.de
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen