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Selbstständig mit Alles

Nicht nur Döner: Türkischstämmige investieren laut Studie vor allem in die Dienstleistungs- und Computerbranche

RUHR taz ■ Türkische UnternehmerInnen: Da denken viele an den Gemüseladen von nebenan oder die Dönerbude am Bahnhof. Eine am Montag veröffentlichte Studie des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) macht allerdings deutlich: Das Klischee von Türken, die sich nur mit Dönerbuden oder Lebensmittelläden selbstständig machen, ist überholt. Das Engagement der Türkischstämmigen im Gastronomiebereich geht zurück. Dafür steigt die Zahl der Unternehmer im Dienstleistungsbereich und in der Computerbranche.

In Dortmund hat das ZfT türkische Unternehmer befragt und herausgefunden, dass der Markt für türkische Gastronomie übersättigt ist. „Vor allem in den Stadtzentren kann sich keiner mehr mit einer Dönerbude etablieren. Das wissen die Unternehmer“, sagt Martina Sauer vom ZfT. Nicht nur in Dortmund zeigt sich dieser Trend. Eine Studie des ZfT vom Anfang des Jahres bestätigt diese Entwicklung für ganz Nordrhein-Westfalen. EinGrund für diese Entwicklung – neben den Marktüberlegungen – ist die zunehmende Qualifizierung junger Türkischstämmiger. Insbesondere Türken in der zweiten und dritten Generation seien gut qualifiziert durch Ausbildung und Studium. Diese strebten eher andere Branchen an als die Gastronomie. Es sei zwar keine Massenentwicklung, doch der Trend zeige, die Jugendlichen, die ins Handwerk gehen, haben zu einem beachtlichen Teil einen Migrationshintergrund, sind türkischstämmig. Die einzelnen Gewerbe, in denen sie vermehrt investieren, sind sehr vielfältig, vom Schlüsseldienst über die Änderungsschneiderei zur Softwarefirma, Beratungsfirmen, Makler oder Juweliere. Auch klassische Handwerksberufe wie Schreiner oder Klempner sind beliebt.

Im Zuge der Studien des ZfT ist aber auch deutlich geworden, dass viele Türkischstämmige die mangelnden Informationen über Fördermöglichkeiten beklagen. „Viele sagen: wir wissen gar nichts von Fördertöpfen. Woher auch, wenn nicht gezielt informiert wird“, sagt Martina Sauer vom ZfT. Tatsächlich sieht es mit gezielten Informationen für türkischstämmige Gründer in einigen Ruhrgebietsstädten mau aus. Bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) in Herne sind zumindest Gründerseminare in türkischer Sprache geplant. In Essen kooperiert die WFG mit einer türkischen Unternehmensberatung. Die Dortmunder Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung (WBF) hat immerhin seit eineinhalb Jahren einen türkischen Berater eingestellt. „Es ist wichtig, die kulturellen Hintergründe zu kennen“, sagt Hubert Nagusch, Sprecher der WBF Dortmund. „Bei Gesprächen mit Banken zählen eben nicht nur mündliche Absprachen, sondern da gehört ein Menge Papierkram dazu.“ Doch bevor ein Kredit bei der Bank aufgenommen wird, leihen sich Türkischstämmige in der Familie Geld. „Das ist schon etwas eigenbrödlerisch. Die Hemmschwelle, sich der Bürokratie zu stellen, ist einfach zu hoch“, stellt Sauer fest. Sie hofft, dass die Kommunen und Fördergesellschaften vermehrt und vor allem gezielter informieren.

MERJAM WAKILI

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