: Staying Alive
Der Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart, aus der Zukunft gehört: Der „Thalia Vista Social Club“ kennt die Hitparade des Seniorenheims
Wenigstens zwei Klassiker vorneweg, zur Einstimmung: In Sachen Fatalität unerreicht, Hank Williams: „No matter how I struggle and strive, I’ll never get out of this world alive.“ Letztlich also immer: der Tod. Davor findet das statt, was man Geschichte nennt. Ein weiterer – nun ja – Fatalist, Karl Marx: „In der Geschichte wiederholt sich alles zweimal: Einmal als Tragödie und einmal als Farce.“ Jetzt darf man sich nur fragen, wieso sich Marx derart genau mit den Umtrieben unserer gegenwärtigen Oldie-Hitparaden auskannte. Eine verblüffende Klarsichtigkeit. Als hätte er mit diesem Satz gleich die Regieanweisung für das Hamburger Tollhaus des „Thalia Vista Social Club“ skizziert, das im Rahmen des Theatertreffens einen echten Ablacher auf die Bühne bringt. Muss man sich vorstellen als Vorschau ins Jahr 2044. Eine Rentnergang sitzt im Altersheim und will nicht nur auf den Tod warten, sondern erinnert sich lieber der schönen Jugendsünden. Der Lieder. Für das volle Vergnügen sollte man dabei allerdings auch schon etwas reifer sein, weil die Nummern, die vom „Thalia Vista Social Club“ hops genommen werden, doch schon manchen Jahresring um sich gelegt haben. Aber als Bekenntnis vor der letzten Ruhe macht sich doch so ein mit den Bee Gees falsettiertes „Staying Alive“ allemal prächtig. Die einstigen Tragödien, eben als Farce. Williams und Marx spielen hier übrigens nicht mit. Dürfen gar nicht. Versprochen.
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