■ Reaktionen zum „Mythos Che Guevara“: Der „lose Finger“ Che Guevaras
betr.: „Kalter Posterboy der Revolution“ von Robert Misik, „Comandante, ich möchte mit euch gehen“ (Interview mit dem Schweizer Soziologen Jean Ziegler, ehemaliger Chauffeur), taz vom 14. 5. 03
Aus welcher Quelle ist der Tagebucheintrag im ersten Absatz? Die Exekution Eutimio Guerras (so der Name des Bauern) ist nur möglicherweise von Guevara vollstreckt worden. Carlos Franqui, Mitstreiter in der Sierra, benennt mit Sicherheit Raúl Castro, den Bruder Fidels, als den Täter. Eine solche Notiz Che Guevaras wäre also verwunderlich. Auch war es nicht Che, sondern Fidel, der den Befehl zur Hinrichtung der Batista-Kollaborateure in La Cabaña gab.
Die Behauptung, Ernesto Guevara habe den Sowjets nicht verziehen, „dass sie … nicht die Atomsprengköpfe über New York zündeten“ ist so polemisch wie falsch. Tatsächlich hat Che das Nachgeben der Sowjets in der Raketenkrise als Verrat am lateinamerikanischen Kommunismus empfunden. Seine Äußerung bezüglich der Raketen auf New York richtet sich auf den Aspekt der Selbstverteidigung im Falle einer erneuten US-amerikanischen Invasion (seit dem Angriff in der Schweinebucht im April 1961 rechnete man auf Kuba mit einer Revanche seitens der USA).
In einem Interview mit dem Daily Worker, der Zeitung der Britischen Kommunistischen Partei, vom November 1962 wird er folgendermaßen zitiert: „Wenn sie angreifen, werden wir bis zum Schluss kämpfen. Wären die Raketen hier geblieben, hätten wir sie, in unserer Verteidigung gegen die Aggression, alle eingesetzt und sie direkt auf das Herz der USA gerichtet, sogar auf New York. Aber wir haben sie nicht, und daher werden wir mit dem kämpfen, was wir haben.“
Selbstverständlich erscheint die Person Ernesto Che Guevara durch die heroische Mystifizierung, welche ihr zuteil wurde, in völlig verklärtem Licht. Jedoch sollte man die etlichen politischen und soziologischen Schriften, die er hinterlassen hat, deutlicher in die Beurteilung seines Charakters einbeziehen. Che Guevara als „sensiblen Rambo“ zu titulieren mag vielleicht nahe liegen, erweist sich aber bei genauerer Analyse seiner Persönlichkeit als oberflächlich. […] DOMINIK DITTRICH, Hannover
Der Autor hat genau das auf den Punkt gebracht, was Guevara auszeichnet(e): Todessehnsucht, Unnahbarkeit, Hass und Rastlosigkeit. Also nicht notwendige revolutionäre Eigenschaften, die Guevara schließlich das Genick gebrochen haben. Er musste früh sterben, ein Wunder, dass dies nicht schon in der Sierra Maestra geschehen ist.
Che war ein Mann der Tat und Konsequenz. Das ist es, was ihn auszeichnet und ihn historisch im Sinne eines gelebten Beispiels für die Nachkommenschaft erhält. Der „lose Finger“ Ches ist die andere Seite seiner Todessehnsucht: wird der eigene Tod ohne scheinbare Angst hingenommen, ist das Töten anderer ein Ausdruck dieses Selbst, das sich nicht vor sich selbst fürchtet und die Welt in sich weiß. ISIDOR SNEPERGER, Rheinberg
Das find ich schon einen Hammer, Che zu unterstellen, dass er fähig gewesen wäre, den Dritten Weltkrieg zu entfesseln und auch noch Atombomben zu werfen! Wo haben Sie denn das gelesen, oder kannten Sie Che Guevara persönlich?
Ich möchte nicht sagen, dass Che ein Unschuldslamm war und dass er keine Menschen erschossen hat, aber gleich Atombomben! Mann kann’s auch mit seiner Kritik übertreiben.
DIRK SCHWEITZER, München
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