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Koch schickt Merkel vor

Auf dem CDU-Landesparteitag verzichtet der hessische Ministerpräsident auf eine Kanzlerkandidatur für 2006

FRANKFURT/MAIN taz ■ Kündigte Hessens Ministerpräsident Roland Koch auf dem Landesparteitag der Union am Sonnabend in Oberursel tatsächlich seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur für 2006 an? Indirekt: Ja. Er jedenfalls werde sich um diese Kandidatur nicht mehr bewerben, sagte Koch und legte ein Treuebekenntnis zu Angela Merkel ab. Den rund 350 Delegierten versprach er ganz fest, in Hessen bleiben und die Union dort 2008 erneut zum absoluten Wahlsieg führen zu wollen. Ministerpräsident zu sein mache ihm nämlich „unglaublich viel Spaß“.

Mit den renitenten rechten Osthessen in seiner Partei hatte er den in letzter Zeit allerdings ganz bestimmt nicht. Der Ausschluss von Martin Hohmann aus Neuhof bei Fulda aus der Bundestagsfraktion der Partei und das im April beginnende Parteiausschlussverfahren gegen den christlichen Eiferer, der in seiner Rede zum letztjährigen Tag der Deutschen Einheit mit antisemitischen Reminiszenzen aufwartete, löste dort eine Austrittswelle aus. Es war erwartet worden, dass Koch bei seiner Wiederwahl zum Landesparteichef von den Delegierten aus der Region dafür abgestraft werden würde. Die „Abstrafung“ fiel dann aber dezent aus. Koch erreichte 95,2 Prozent; vor zwei Jahren waren es noch 98,8 Prozent gewesen.

In seiner Parteitagsrede geißelte Koch die Politik der rot-grünen Bundesregierung, und er kündigte an, das extrem schmerzhafte Sparmodell „Operation sichere Zukunft“ weiter konsequent umsetzen zu wollen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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