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Großtat im Sand

Bundeskanzler Schröder weiht erste Montagehalle für Riesenflugzeug A380 ein und verspricht Unterstützung bei Erweiterung des Geländes

von GERNOT KNÖDLER

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat Airbus die Unterstützung der Bundesregierung für die Werkserweiterung im Mühlenberger Loch versprochen. Bei der Einweihung der ersten Werkshalle auf dem künstlichen Airbus-Gelände kündigte er gestern mit einem Hinweis auf Widerstände und einen Prozess an, die Bundesregierung werde hilfreich sein, sowohl bei der „Erweiterung des Geländes“ als auch bei anderen Problemen. Das Projekt A380 und dessen „sinnvolle Ergänzung“, der Militärtransporter A400M, sei eine „industrielle Großtat“, mit der Europa Maßstäbe setzen werde und nicht die USA oder Asien.

Gegen die Werkserweiterung mit Pistenverlängerung haben Privatleute und Umweltverbände Prozesse angestrengt. Mit einer Bundesratsinitiative will der Senat Enteignungen für Sonderlandeplätze von Privatunternehmen möglich machen. Diese werden wahrscheinlich für eine zusätzliche Verlängerung der Werkspiste notwendig. Das Planfeststellungsverfahren wird gerade vorbereitet.

Die jetzt eingeweihte Halle ist knapp 25 Meter hoch, rund 228 Meter lang und 120 Meter breit. Um das ursprünglich geschützte Landschaftsbild des Mühlenberger Lochs möglichst wenig zu stören, verlegten die Architekten Gerkan, Marg und Partner (GMP) die in 35 Meter Höhe reichenden Querträger nach außen. In der Halle sollen im August die ersten Rumpfsektionen für den Superairbus montiert werden.

Im März 2004 sollen die ersten Rumpfteile nach Toulouse verschifft werden, wo die Flugzeuge zusammengebaut werden, um zur Innenausstattung und Lackierung nach Hamburg zu fliegen. Mit dem Bau der Hallen dafür ist bereits begonnen worden, die höchste erreicht 39 Meter.

Nach Angaben von Charles Champion, dem Vizechef des A380-Programms, ist die Hälfte der nötigen Blaupausen fertig. Champion räumte ein, dass sich Airbus schwertut, das angepeilte Startgewicht der Maschinen zu erreichen. Nicht das Startgewicht, sondern die Performance, Parameter wie Treibstoffverbrauch und Nutzlast, seien jedoch entscheidend. „Wir ändern nicht die Basisparameter“, versprach Champion.

Bürgermeister Ole von Beust (CDU) wertete das Projekt A380, das dem Hamburger Werk bis zum Jahresende 1000 Mitarbeiter bescheren soll, als Beweis dafür, „dass Deutschland ein lebendiger Industriestandort ist“. Schröder nutzte die Gelegenheit, für seine Agenda 2010 zu werben: Das politische System müsse sich der sich immer schneller wandelnden Wirtschaft anpassen. Er wolle Veränderungen durchsetzen, „damit uns ‚Dolores‘ als Volkswirtschaft erspart bleibt“. Mit einem Programm dieses Namens hatte Airbus Mitte der 90er Jahre Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut.

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