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Blair beim „verrückten Hund“ in der Wüste

Großbritanniens Premierminister macht mit seinem Besuch in Libyen den früheren Schurkenstaat zum Handelspartner

KAIRO taz ■ Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat gestern endgültig den Sprung vom Chef eines Schurkenstaates zum neuen Musterschüler vollzogen. Der Handschlag zwischen Gaddafi und seinem bisher höchstrangigen westlichen Besucher, dem britischen Premier Tony Blair, in einem Beduinenzelt bei Tripolis stellt den vorläufigen Höhepunkt der Normalisierung der Beziehungen zwischen dem nordafrikanischen Land und dem Westen dar.

Kein Wunder, dass Gaddafi mit Komplimenten nicht sparte: „Sie sehen gut aus, Sie sind noch jung“, begrüßte er seinen Gast. Blair lobte nach dem eineinhalbstündigen Treffen die „vollständige und transparente“ Zusammenarbeit Libyens bei der Aufgabe seiner Pläne für Massenvernichtungswaffen und sprach von einer „echten Hoffnung für neue Beziehungen“. Gaddafi habe sich willens gezeigt, den Terrorismus zu bekämpfen, führte der Gast Blair weiter aus. Zumindest wirtschaftlich hat das Ende der libysch-britischen Eiszeit bereits zu einem konkreten Auftrag geführt. Die britisch-niederländische Firma Shell unterzeichnete am Rande des Treffens ein 880 Millionen Euro schweres Abkommen für die Förderung von Gas vor der libyschen Küste.

Jetzt wartet Gaddafi, der einst von Washington als „verrückter Hund“ und als „Staatsfeind Nummer eins“ bezeichnet worden war, auf hohen Besuch aus den USA und ein Ende des US-Embargos. KARIM EL-GAWHARY

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