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unterm strich

Plötzlich blitzt irgendwo eine Säge auf und macht sich an den „Eckpfeilern“ der Kultur zu schaffen. Als solch ein Sägezahn profiliert sich zurzeit der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), der vor wenigen Wochen schon einmal ankündigte, man könnte die Hälfte aller Berliner Theater schließen. Jetzt ist er, nach einem Bericht der Berliner Morgenpost vom Sonnabend, konkreter geworden und hat das Berliner Ensemble und die Schaubühne Berlin benannt, die zusammen 23 Millionen Euro Zuwendung erhalten.

Dahinter steckt eine Logik, die nichts mit kulturellen Kriterien oder dem Ansehen der Stadt zu tun hat, sondern allein nach dem Rechen- und Rechtsprinzip vorgeht. Denn die fünfjährigen Zuwendungsverträge beider Theater, die als GmbHs organisiert sind, laufen Ende des Jahres aus. Dass diese Vertragsform entstanden ist, weil die Häuser damit ökonomischer und eigenverantwortlicher handeln, scheint den Finanzsenator nicht zu interessieren. So schafft Berlin mit einem rot-roten Senat eine Stimmung, für die andere Städte wie Hamburg schon eine Schill-Partei und die berüchtigte Kultursenatorin Dana Horáková brauchen.

Kurzmeldungen in der U-Bahn nennen die beiden Theater plötzlich aufdringlich „Privattheater“, als würde es sich da um ein „Privatvergnügen“ handeln. Unter Schock scheint auch die Berliner Kulturverwaltung zu stehen und nicht glauben zu können, was damit auf sie zukommt. Ihr Sprecher Thorsten Wöhlert konnte nur vor „Panikmache“ warnen. Eine Schließung der beiden renommierten Bühnen sei von Kultursenator Thomas Flierl „nicht gewollt und kulturpolitisch absurd“.

An die Schließung des Schiller Theaters vor zehn Jahren denkt voller Wut der Schauspieler Walter Schmidinger zurück, unter anderem in seinen Erinnerungen, die jetzt unter dem Titel „Angst vor dem Glück“ im Alexander Verlag Berlin erschienen sind. Darin durchquert der 80-jährige Schauspieler zwischen dem Rheinland und Berlin ein halbes Jahrhundert Bühnengeschichte, das plötzlich im Glanz der Vergangenheit erscheint.

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