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Pantomime kehrt zurück

Milan Sládek feiert in Köln sein Bühnenjubiläum: Vor 30 Jahren eröffnete er hier sein legendäres „Theater Kefka“

KÖLN taz ■ Andy Warhol hat Konjunktur: Düsseldorf zeigt sein Spätwerk, das Kölner Theater im Bauturm ein Stück über sein „Factory“-Mitglied Nico. Und da aller guten Dinge drei sind, gibt es Mitte April die Pantomime zum Thema: Milan Sládek inszeniert „Andy Andy“ in der Bundeskunsthalle Bonn – eine „Comedy-Reflektion“ über den Großmeister der Fertigsuppen und der Instant-Berühmtheit.

Milan Sládek? Genau: der Pantomimenstar aus Bratislava, der 1968 ins Exil ging und in den Siebzigern feste Größe der Kölner Kulturszene war – als Leiter des „Theater Kefka“, einziges festes Pantomimentheater in Westeuropa. Zehn Jahre lang leitete Sládek sein Haus an der Aachener Straße (in den Räumen des heutigen Theaters im Bauturm), inszenierte Stücke wie Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ oder „Don Juan“ nach Willibald Gluck und lud alljährlich zum internationalen Gauklerfestival. Und weil das Kefka am 5. Juni 1974 eröffnete, feiert Sládek nicht nur Premiere in Bonn, sondern auch 30. Bühnenjubiläum in Köln: Punktgenau stellen er und alte Kollegen eine Collage aus alten Kefka-Produktionen und neuen Arbeiten vor.

In seiner Bonner Inszenierung nähert sich Sládek dem Phänomen Warhol (seinem Landsmann) als Entzauberer. Er blickt hinter den Mythos und unter silbrige Perücken, betrachtet die Extreme in Warhols Leben: Hier die provokante öffentliche Kunst-Persona, die „oxidation paintings“ pinkeln lässt, dort der religiöse Menschenflüchter mit Mutterbindung: „Solche Gegensätze bieten sich einfach an, etwas daraus zu machen“, sagt Sládek. „Andy Andy“ sei eine Mischung aus Pantomime und Clownerie: Hennen und Hamburger bevölkern die Bühne in einem Stück, das zeigt, wie der öffentlich verkrampfte Künstler Warhol zu Hause entspannt.

Jenseits von Andy hat Sládek schon neue Projekte: Er inszeniert die „Dreigroschenoper“ am Nationaltheater Tokio und für 2006 ist eine Pantomime im Rahmen der Wiener Feiern zum 300. Mozart-Geburtstag geplant.

HOLGER MÖHLMANN

„Andy Andy“: 17. und 18.4., jeweils 20 Uhr, Forum der Bundeskunsthalle, Friedrich-Ebert-Allee 4, Bonn, Tel. 0228/ 9171-200 – Bühnenjubiläum von Milan Sládek: 4. und 5.6., jeweils 20 Uhr, Theater im Bauturm, Aachener Str. 24, Tel. 0221/52 42 42

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