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Große Enttäuschung über Megawati

Bei den indonesischen Parlamentswahlen fällt die Partei von Präsidentin Megawati noch hinter die des früheren Diktators Suharto zurück. Achtungserfolge erzielten zwei neue und unverbrauchte Parteien mit klarem programmatischem Profil

AUS BANGKOK NICOLA GLASS

Die Golkar-Partei des früheren Diktators Suharto liegt bei den indonesischen Parlamentswahlen nach Auszählung von knapp zwei Dritteln der Stimmen mit knapp 21 Prozent vorn. Ihr Vorsitzender Akbar Tandjung erklärte die Partei gestern zum Sieger der Wahlen vom 5. April. Denn von weiteren Ergebnissen aus den Regionen außerhalb Javas, wo die Partei am besten organisiert ist, wird erwartet, dass sie zugunsten Golkars ausfallen.

In der Partei des Demokratischen Kampfes (PDI-P) von Präsidentin Megawati Sukarnoputri machen sich führende PDI-P-Mitglieder bereits gegenseitig für die Niederlage verantwortlich. Nach 34 Prozent 1999 kommt die PDI-P jetzt nur noch auf 20 Prozent und damit auf Platz 2 knapp hinter Golkar. Dies deutet darauf hin, dass viele Wähler die PDI-P für das Scheitern von Reformen und die unbewältigte Wirtschaftskrise verantwortlich machen. Nicht anders ist zu erklären, dass kleinere oder neue Parteien mit einem frischen Image auf Anhieb erhebliche Stimmenanteile bekamen: etwa die Demokratische Partei (DP) von Megawatis früherem Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono. Diese neue Partei liegt mit 7 Prozent an fünfter Stelle. Der zupackende Exgeneral Yudhoyono musste im März Megawatis Kabinett verlassen, weil seine Popularität ihm den Rang abzulaufen drohte. Im Wahlkampf versprach er, überfällige Reformen einzuleiten und mit der Korruption aufzuräumen. Mit einem Feldzug gegen Korruption punktete auch die islamische Partei der blühenden Gerechtigkeit (PKS), die knapp hinter Yudhoyonos DP liegt.

Die Präsidentschaftswahlen am 5. Juli sind jetzt völlig offen. Megawatis Popularitätsschwund sucht die PDI-P schönzureden: Die Präsidentin sei immer noch sehr beliebt, bemühte man sich gestern um Schadensbegrenzung. Nach den neuesten Umfragen hat Yudhoyono Megawati aber an Beliebtheit bereits überholt. Für Golkar hängt alles davon ab, wen sie ins Rennen schickt. Als ihr Favorit gilt nach wie vor der Parteivorsitzende und Parlamentspräsident Akbar Tandjung. Doch sein Image ist nach einem umstrittenem Freispruch in einem Korruptionsverfahren ruiniert. Auch Ex-Armeechef General Wiranto, dem Verbechen gegen die Menschlichkeit in Osttimor vorgeworfen werden, hat Imageprobleme.

Die nächste Zeit dürften politische Deals prägen. So könnte Megawati versuchen, einem akzeptablen Golkar-Politiker die Vizepräsidentschaft anzubieten, um so Golkar-Stimmen zu bekommen.

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