fahrradklima: Noten für Städte
Die Zeugnisse gab es Mitte März, und für die Noten verantwortlich sind rund 8.000 Radfahrer aus 148 deutschen Groß- und Kleinstädten: der „Fahrradklimatest“, durchgeführt von ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) und BUND, finanziert vom Umweltbundesamt (UBA). Und er zeigt: Grundsätzlich fühlen sich die deutschen Radler auf städtischen Radwegen immer wohler. Doch ihre Ansprüche steigen, etwa was Abstellanlagen, Einbahnstraßenregelungen oder Mitnahme im Bus angeht. Ansprüche, die nicht jede Stadt erfüllen kann: Im Test mit Schulnotensystem gab es klare Sieger – Münster, Erlangen oder Bocholt – und eindeutige Schlusslichter wie Zwickau oder Wuppertal.
Zwar konnten von den 606 Städten, die sich daran beteiligten, nur 148 schließlich in die Wertung eingehen. Doch der „Fahrradklimatest“ ist die breiteste Erhebung seiner Art. Auch wenn wenige Tage später ausgerechnet der Test des Auto-Clubs ADAC, der 22 Städte auf ihre Fahrradfreundlichkeit hin prüfte, den Velo-Aktivisten fast die breite Publizität abgegraben hätte. Bis auf wenige Ausnahmen zeigen beide Tests ähnliche Ergebnisse.
Die Resultate sollen schon fleißig aufgegriffen und diskutiert werden. „In der Lokalpresse, aber auch in den Rathäusern“, weiß Wolfgang Richter, der die Umfrage für den ADFC koordiniert hat. Wie die Klimanoten gegenüber Stadtplanern und Politikern als Druckmittel für mehr Fahrradfreundlichkeit eingesetzt werden, das allerdings steht und fällt mit dem Engagement der aktiven ADFC-Mitglieder vor Ort. Auch hier will das Umweltbundesamt Schützenhilfe leisten: Gemeinsam mit dem Fahrrad-Club hat es bundesweit elf „runde Tische“ für den Radverkehr eingerichtet, die den lokalen Akteuren „Mut machen sollen für unkonventionelle Lösungen“, hofft UBA-Chef Andreas Troge. „Der ‚Fahrradklimatest‘ ist dabei ein gutes Instrument, um die bisherigen Fortschritte aufzuzeigen.“ Und er verspricht: „Diese Umfrage war nicht die letzte.“ Schon 2005 soll eine Neuauflage folgen. CHRISTOPH RASCH
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