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Kaufen und halten

Gieriges Publikum: Bei der Performance Dead Cat Bounce im HAU 3 kann man sein Eintrittsgeld in Aktien investieren

Kaufen und verkaufen, einstei

gen, aussteigen, Gewinne mitnehmen, Verluste aussitzen – bislang brachte man diese Tätigkeiten hauptsächlich mit der Börse in Zusammenhang. Jetzt kann aber auch der Theaterbesucher vom „Auf und Ab“ des Aktienmarktes profitieren.

Bei der Premiere von Dead Cat Bounce, einer Performance von Regisseur Chris Kondek, wurden zunächst die Eintrittskarten abgezählt. Bei leider nur acht Vollzahlern, 28 Freikarten und knapp 60 ermäßigten Tickets kam immerhin genug Geld zusammen, um zunächst für 451 US-Dollar Intel-Aktien zu kaufen. Dramaturgin Christiane Kühl gab die Kauforder in ihr Notebook ein, und Sekunden später waren wir Besitzer von 17 Intel zum Kurs von 26,55 US-Dollar. Nun wurde es richtig spannend, denn natürlich wollte das Publikum maximalen Profit beim Besuch des Stücks erzielen. Da die Aufführung erst anderthalb Stunden vor Börsenschluss in New York beginnt, hatten wir seit der Intel-Order nur etwa 75 Minuten, um den angepeilten Gewinn von etwa einem Prozent zu erzielen – rund 4,5 Dollar. Kühl sagte fortan realtime jede Bewegung unserer Intel auf Englisch durch. Die Sache lief nicht schlecht. Schnell waren wir bei drei Cent Gewinn pro Aktie. Über die Leinwände schwirrten Charts und Interviews mit Daytradern: „Es ist ganz einfach, reich zu werden: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen!“ Schon rief jemand aus dem Publikum, man solle doch die drei Cent mitnehmen. Aber die Mehrheit war gieriger – und bekam Recht. „Twentysix Dollar, sixty Cent“ wurden mit erotischem Unterton angesagt. Gewinner sind eben sexy – und hier saßen rund 100 Gewinner zusammen. Bei sechs Cent pro Aktie stiegen wir aus – ein Gewinn von 1,02 Dollar.

Nun kam der Vorschlag, Mace-Teilhaber zu werden. Mace stellt Pfefferspray gegen Bären und Menschen her. Die Performer schlugen als Alternative Ipix vor – die sind im Geschäft mit der US-Armee, stellen Nachtsichtgeräte her. Wir kauften 53 Mace, machten dann aber Verluste von 7 Dollar. Hätten wir doch die Intel gehalten! ANDREAS BECKER

Noch heute und am Donnerstag, 20.30 Uhr, HAU 3, Hallesches Ufer 32

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