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GemütAidan Bartley mit Grandezza, aber ganz dezent

Aidan Bartley: „Listen To The Soundwaves“ soundwaves@web.deCD-Release-Konzert am Samstag, 14. Juni, im Grünen Salon, 20.30 Uhr mit Streichquartett

Jetzt aber den Dreck unter den Fingernägeln herausgepult. An diesen Tisch setzt man sich nur mit frisch gewaschenen Händen. Noch einmal die Damasttischdecke zurechtgezupft: Aidan Bartleys neues Album ist definitiv Rotweinmusik. Dosenbier-User müssen sich andersweitig umhören, bei dem Belfaster Iren mit Berliner Wohnsitz werden sie kaum ihr Glück finden. Irgendwann aber hat man auch genug von dem Schneller-härter-lauter. Will anderes: Tiefer-weicher-gefühlvoller, zum Beispiel. „Listen To The Soundwaves“ ist so ein Stück Erwachsenenpop, der aber noch gern an die Gespenster der Kindertage denkt. Ein wenig bauschender Gardinenspuk, ins Rüschenhemd geschlüpft und dann mit dem Kerzenkandelaber die dunkleren Seite der Seele ausgeleuchtet. Dazu wiegen die Streicher bedächtig melancholisch das Kinn in der Hand. Das Klavier gibt die Route vor, die Gitarre bleibt brav akustisch. Manchmal seufzt eine Frauenstimme. Waidwunde Romantik. Der kleine Finger dabei vielleicht nur eine Spur zu abgespreizt. Das aber schreib ich nur, um mich vor mir selbst zu warnen. Weil mir das gefällt. Kunstfertigkeit und Kitsch sehen sich manchmal ja teuflisch zum Verwechseln ähnlich. Doch Aidan Bartley hat alle Grandezza, die Opulenz und Feinsinnigkeit sehr dezent in handhabbaren Formaten zusammengepackt. Zwischen den Liedern sind kultivierte Instrumentals eingestreut, die von der großen Leinwand träumen, und wenn dann noch ein Harmonium um Erlösung von der Seelenpein keucht, ist man genau bei dieser modernen Kammermusik, die immer einen Choral schätzt. Mit seinen Nick-Cave- und Tom-Waits-Platten gibt man sich diesen Stimmungen hin, und mit Aidan Bartley wird man kein Stück schlechter bedient. Für seine nächste Platte aber wünscht man sich dann gleich das große Sinfonieorchester und Maria Callas als die Damenstimme.

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